Fräulein Briest liest…

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zero

Marc Elsberg
ZERO
Sie wissen, was du tust
Roman

London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …

Vielen Dank an blanvalet für das Rezensionexemplar

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Meine Rezensionen

Rezension vom 3.01.2017: „DNA“
von Yrsa Sigurdardóttir – erschienen bei btb

Packend und mitreißend nimmt der Krimi seinen Lauf und lässt den Leser nicht mehr los

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„…dann nimmt er das Klebeband und wickelt es ihr stramm um Ohren und Nase. Runde um Runde. Es knackt in ihren Ohren, doch das Geräusch, das ihre Nase von sich gibt, ist deutlich schlimmer. Und grässlich schmerzhaft. Der Druck auf ihrer Brust lässt nach, und durch das Klebebandhört sie endlich von Ferne, welches Gerät der Mann hinter sich hergezogen hat. Davor hatte sie sich nicht gefürchtet. Als der Mann wieder zupackt, wird ihr schlagartig klar, dass das ein schwerer Irrtum war.“

Wie aus dem Nichts schlägt in Reykjavik ein brutaler Mörder zu – mehrfach. Erst trifft es eine junge Mutter, deren siebenjährige Tochter Zeugin des Überfalls wird, wenig später eine zweite Frau, Witwe und zurückgezogen lebend.
Wie hängen diese Morde zusammen? Die Polizei steht vor einem Rätsel.
Kommissar Huldar, der die Ermittlungen leitet und sich erstmals in einem so wichtigen Fall beweisen muss, hat darüber hinaus ein weiteres Problem. Er ist gezwungen, mit der Psychologin Freyja zusammenzuarbeiten, mit der er vor kurzem nach einer Kneipentour unter falschen Angaben die Nacht verbracht hat. Währenddessen beschließt ein junger Amateurfunker, auf eigene Faust zu ermitteln, nachdem ihn kryptische Botschaften zu den beiden Opfern erreichen. Dass er sich damit selbst in Gefahr bringt, kann er nicht wissen.

Die isländische Autorin Yrsa Sigurdardottir, die bereits mehrfach Auszeichnungen erhielt, u.a. den Isländischen Krimipreis, veröffentlicht mit DNA den Start einer neuen Krimiserie.
Packend und mitreißend nimmt der Krimi seinen Lauf und lässt den Leser nicht mehr los. Bereits der Prolog macht so neugierig, dass es schwer ist, dieses Buch aus der Hand zu legen. Mit beklemmenden Atmosphären und teilweise wortkargen Dialogen, zieht die Autorin den Leser mit in das Verbrechen. Dabei ist es unrelevant, wer letzen Endes der Mörder ist. Denn der ist jemand, den der Leser am wenigsten vermutet.

Für Krimifans ein Must-Have!

yrsaDie Autorin Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den „besten Kriminalautoren der Welt“ (Times Literary Supplement). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit „Das letzte Ritual“, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir. DNA ist Start einer neuen Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavik.

Foto: Sigurjon Ragna

DNA
Yrsa Siguradrdottir
€ 19,99 [D] inkl. MwSt.
€ 20,60 [A] | CHF 26,90*
ISBN: 978-3-442-75656-8
Erschienen bei btb am 26.09.2016

Ein herzliches Dankeschön an btb für dieses Rezensionsexemplar.

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Rezension vom 14.12.2016: „GEISTER“
von Nathan Hill, – 3 Sterne – erschienen bei Piper

ich bin nicht #beGEISTERt….

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Auf diesen Roman, „Geister“ von Nathan Hill, war ich sehr gespannt. Schossen doch die Lobeshymnen aus dem Boden. Freundlicherweise hat mit der herausgebende Verlag Piper ein Rezensionsexemplar zukommen lassen.

Darum geht es in dem Debütroman:

Ein Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers verändert schlagartig das Leben des Literaturprofessors Samuel Anderson. Er, der als kleines Kind von seiner Mutter verlassen wurde, soll nun für sie bürgen: Nach ihrem tätlichen Angriff auf einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten verlangt man von ihm, die Integrität einer Frau zu bezeugen, die er seit mehr als zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Ein Gedanke, der ihm zunächst völlig abwegig erscheint. Doch Samuel will auch endlich begreifen, was damals wirklich geschehen ist.*

Nathan Hill, der mit „Geister“ seinen ersten Roman veröffentlichte, ist ein Meister der Erzählungen. In diesem Roman erzählt er die Geschichte des Literaturprofessors Samuel Anderson. Aber nicht  nur dessen, sondern auch die der anderen vermeintlichen Nebenfiguren, die  in ihren persönlichen Geschichten zu Protagonisten werden.
So erzählt Hill die Geschichte der Beziehung zwischen Samuel und seinem Freund Bishop, die der Liebe zu dessen Zwillingsschwester Bethany. Die Lebensgeschichte der Mutter Faye, die wiederum einen Raum für die Geschichte der Studentenbewegungen im Chicago der 1968er Jahre schafft. Die Herkunftsgeschichte des Vaters, der in jungen Jahren aus Norwegen immigrierte, die Geschichte der Studentin Laura, die den Professor Samuel Anderson den Lehrstuhl an der Universität kostet, die des Lebens des Chicagoer Polizisten und späteren Richters Charlie Brown, der ebenso eine Rolle spielte und spielt, wie Sebastian, der Sams Leben maßgeblich und unwissentlich mit prägt, wie auch Alice, und viele andere.

Gekonnt verwebt Nathan Hill die verschiedenen Lebensgeschichten, die in verschiedenen Jahrzehnten spielen, in 864 Seiten zu einem Ganzen und lässt den Leser an diesem Punkt den Sinn, die „Geister“, erkennen.

Der Autor nimmt den Leser mit in einen Roman über eine große und (fast) lebenslange Liebe, die dennoch nur einen Nebenschauplatz einnimmt, kritisiert gleichzeitig das gesellschaftliche System der USA, von den 68ern bis heute, von der Mittelklasse bis in die Upperclass, mahnt  das politische System an und spiegelt deren Käuflichkeit wieder und ist gleichzeitig ein Roman über die Psychologie des Menschen, die sich wiederholenden Verhaltensmuster und die Wichtigkeit der Herkunftsgeschichte jedes einzelnen.

Ich persönlich habe mich durch das Buch gequält.
Die Sprache Hills ist grandios und gut verständlich, doch kommt der Autor nur sehr langsam und langweilig und langatmig auf den Punkt .
So ist es für Nathan Hill überhaupt kein Problem, einen Satz zu schreiben, dann alles, was in irgendeiner Weise mit dem Inhalt zu tun hat über 2-6 Seiten zu be- und umschreiben, um dann wieder auf diesen Satz zurückzukommen.
Sicherlich hätte das Lektorat das Buch gut auf die Hälfte kürzen und dennoch den Sinn erhalten können.

Ich finde es schade, dass mir dieser Roman, der gebunden, sehr dick und ziemlich schwer ist, nur mittelmäßig gefallen hat. Während meiner 6(!)wöchigen Lesezeit kam ich immer wieder an die Grenzen meines Durchhaltevermögens. Dennoch habe ich mich aufgerafft und neu motiviert, in der Hoffnung, dass das Ganze auf ein fulminantes Ende mit einem obligatorischen „AHAAAAA!“ hinausläuft.
So war es aber nicht.
Es war eher ein leises, fast verschwindendes Ausklingen des Romans. Ebenso, als würde er den Leser, ebenfalls wie Faye, die Mutter, heimlich und leise  verlassen.

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Foto: Michael Lionstar

Der Autor Nathan Hill ist 38 und lebt in Chicago und St. Paul, Minnesota, wo er an der University of St Thomas Englische Literatur unterrichtet.
Seine Erzählungen erschienen in zahlreichen Magazinen und Zeitungen, sie waren nominiert für den Pushcart und den Barthelme Preis.
»Geister« ist sein erster Roman und wird derzeit in über zwanzig Sprachen übersetzt.

  • € 25,00
  • 864 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
  • Übersetzt von: Katrin Behringer, Werner Löcher-Lawrence
  • ISBN: 978-3-492-05737-0
  • Herausgebender Verlag: Piper

*Quelle: Piper

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Rezension vom 28.10.2016: „Du und ich und das Meer“
von Sandy Taylor, – 5 Sterne – erschienen bei Harper Collins

„Dottie!“ „Mary.“ „Dottie.“ „Mary!“
Wir hatten uns wiedergefunden, meine Freundin Mary Pickles und ich.

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Brighton in den 60ern: Dottie Perks und Mary Pickles kennen sich seit sie 8 Jahre alte waren und sind unzertrennlich!
Mary, klein, intelligent, gut aussehend, stets gut gelaunt und mit dem Kopf in den Wolken, träumt von einem Leben als Künstlerin in Paris.
Dottie ist das Gegenteil. Sie ist stets pragmatisch, realistisch und nicht gerade mit großem Selbstwertgefühl ausgestattet, denn sie ist sehr groß und nicht gerade zierlich.
Beide arbeiten als Verkäuferinnen bei Woolworth und verbringen ihre Freizeit gemeinsam am Strand, im Plattenladen um die Ecke oder in den Cafés der Stadt.

Eines Tages treffen sie dort Marys Jugendschwarm Elton und dessen Freund Ralph wieder.
Wie es kommen muss, verliebt sich Mary erneut in den erfolglosen Musiker, der sich im Leben und auch bei den Frauen nicht festlegen will. Und auch Ralph gesteht Dottie, schon seit der gemeinsamen Schulzeit, in sie verliebt gewesen zu sein.

Alles scheint so zu werden, wie sich die Freundinnen das Leben erträumen.
Dottie und Mary gehören und halten zusammen – egal was passiert.
Egal was passiert?

„Du und ich und das Meer“ von der britischen Autorin Sandy Taylor ist ein Roman über eine große Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Hoffnungen und Träume.
Angesiedelt in den 60er Jahren in dem Küstenort Brighton, lässt die Autorin den Leser die Zeit des großen Aufbruchs erleben: die Beatles kommen groß raus, die Jugend tanzt, Frauen sind ein eigenständiger Teil der Gesellschaft.

So auch Dottie und Mary, für die es selbstverständlich ist, ihre Freizeit tanzend in den Cafés der Stadt zu verbringen. Sie haben Träume, die für Ihre Mütter noch unvorstellbar waren, und leben diese auch.
Mary möchte ausbrechen aus dem spießigen Dasein ihrer Eltern, die zur Arbeiterschicht Englands gehören – an der Seite des zukünftigen Rockstars Elton.
Dottie hingegen ist zufrieden mit dem, was ihr das Leben bietet und träumt davon, ihr Leben mit Ralph und einer kleinen Familie in einer netten Wohnung in Brighton zu verbringen.

Sandy Taylor erzählt die Geschichte aus Dotties Sicht. Dabei gelingt es ihr hervorragend, durch einen fließenden, gleich ruhig bleibenden Ton, den Leser gefangen und in die Welt der Freundinnen mitzunehmen.
Er freut sich mit den Hauptfiguren, lacht und weint mit Ihnen, als wäre er dabei, wenn Dottie zu „Love me do“ von den Beatles tanzt, Mary auf dem Spielplatz kopfüber hängt („es ist so, als würde man die Welt irgendwie auf den Kopf gestellt betrachten“) oder beide zusammen bei Woolworth hinter der Süßigkeitentheke stehen  und über die jungen Männer, die das Geschäft besuchen, kichern.
Schließlich leidet der Leser auch bei dem unvorhersehbaren Ende des Romans mit Mary und Dottie.

„Du und ich und das Meer“ ist der erste Roman der Autorin Sandy Taylor. Sie wuchs in den 60er Jahren in der englischen Küstenstadt Brighton auf. In ihrem Haus gab es keine Bücher, ihre Liebe zum geschriebenen Wort wurde in der kleinen Bibliothek nebenan entfacht.*

Ich kann nur sagen: ZUM GLÜCK!
Denn Sandy Taylor hat einen wundervollen Roman über unendliche Freundschaft geschaffen, den jede Frau gelesen haben sollte.
Mich hat das Buch so sehr gerührt, dass ich auch nach drei Tagen noch viel darüber nachdenke – und dies ist ja der wahre Sinn von Romanen – sie sollen berühren.

Herzlichen Dank Sandy Taylor!

❤

…und natürlich ein Dankeschön an HarperCollins für dieses wunderbare Rezensionsexemplar.

„Du und ich und das Meer“ von Sandy Taylor
Erschienen am 10.10.2016 bei HarperCollins germany
ISBN: 9783959676359
Seiten: 414
Taschenbuch und eBook
*Angaben von HarperCollins

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Rezension vom 19.10.2016: „Die Zwillinge“
von Tessa de Loo – 5 Sterne – erschienen im Verlag Diana

Wie das Leben so spielt – Zeitgeschichte vom Feinsten

Die Zwillinge von Tessa Loo
Die Zwillinge Anna und Lotte leben ein munteres Leben in Köln – bis beide Elternteile sterben. Im Alter von sechs Jahren werden sie – kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges – auseinander gerissen.
Anna bleibt bei ihrem Großvater in Ostwestfalen, wo sie als Arbeitskraft ausgenutzt wird und kaum Schulbildung erfährt. Lotte hingegen wird von einer verwandten niederländischen Großfamilie liebevoll aufgenommen, die ihr ein privilegiertes Leben ermöglicht. Erst Jahrzehnte später, mit 74 Jahren, kommt es zufällig zu einem Treffen in dem belgischen Kurort Spa. Anna ist hocherfreut und enthusiastisch, Lotte zögerlich und voller Vorwürfe. Sie beginnen sich einander ihre Lebensgeschichten zu erzählen, die scheinbar unauflöslich mit dem Dritten Reich und dem zweiten Weltkrieg verbunden sind:
Anna war – zwangsläufig – Mitglied im Bund Deutscher Mädel und heiratete einen regimekritischen Soldaten, der 1944 fiel. Lottes Familie hingegen nahm während des Kriegs Verfolgte auf und verlor einen guten jüdischen Freund. Für Lotte sind alle Deutschen schuldig und sträubt sich gegen eine Versöhnung mit Anna – bis zuletzt. Dennoch sehnen sich beide ein Leben lang nach der verlorenen Schwester.

„Die Zwillinge“ ist ein romanhaftes Zeitzeugnis der Autorin Tessa de Loo.
Sie erzählt die Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand der Lebenserinnerungen der Protagonistinnen Anna und Lotte, wobei sie geschickt die gegenwärtige Geschichte mit der der Vergangenheit verknüpft.
Episodenartig reiht de Loo die einzelnen Lebensetappen aneinander und schafft einen zusammenhängenden Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Auch bei den Charakteren der Protagonistinnen wählt die Autorin den Gegensatz:
Anna ist eine herzliche, fröhliche, auf Menschen zugehende Person, die sich von Herzen freut, ihre Schwester, die sie fast 70 Jahre lang vermisste, wiederzusehen – trotz des harten Schicksals, das sie nach der Trennung erdulden musste.
Lotte, die ein privilegiertes Leben genießen durfte -mit einer liebevollen Familie und guter Bildung –  ist das Gegenteil: spröde, harsch, verbissen und wütend – auf alle Deutschen – auch auf Anna – ohne dabei einen Blick auf die Einzelschicksale zu werfen.

Tessa de Loo gelingt mit „Die Zwillinge“ ein großartiger Roman, der von Zeitgeschichte, Familienbande, Geschwisterliebe und den Themen Schuld und Vergebung handelt.
Der Autorin gelingt es hervorragend, trotz der großen emotionalen Themen, einen sachlichen Ton beizubehalten und nicht ins Sentimentale und Melancholische abzugleiten.
Große Literatur! 
❤
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Die Autorin Tessa de Loo, geboren 1946, ist eine der erfolgreichsten niederländischen Schriftstellerinnen. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit diesem Roman, der wochenlang auf den Bestsellerlisten stand und auch verfilmt wurde. Die Autorin lebt heute in Portugal.

Mein Dank geht an Randomhouse und den Verlag Diana, für das Rezensionsexemplar!

„Die Zwillinge“ von Tessa de Loo
erschienen im Verlag Diana
Taschenbuch
ISBN: 978-3-453-35907-9
€ 10,99 [D]

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Rezension vom 18.10.2016: „Die Wahrheit“
von Melanie Raabe – 5 Sterne – erschienen bei btb

„Sie kennt ihn nicht. Doch er weiß alles über sie.“

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„Vor sieben Jahren ist der reiche und zurückgezogen lebende Geschäftsmann Philipp Petersen während einer Südamerikareise spurlos verschwunden. Seither zieht seine Frau Sarah (37) den gemeinsamen Sohn alleine groß. Doch dann erhält Sarah wie aus heiterem Himmel die Nachricht, dass Philipp am Leben ist. Die Rückkehr des vermeintlichen Entführungsopfers löst ein gewaltiges Medieninteresse aus. Sarah hat zwiespältige Gefühle, nach all der Zeit verständlich. Sie hat eine harte Zeit hinter sich. Gerade war sie dabei, sich von der Vergangenheit zu lösen. Ihr Ehemann taucht, wenn man so will, zur Unzeit auf. Was wird werden? Gibt es eine gemeinsame Zukunft? Sie ist auf alles vorbereitet, nur auf das eine nicht: Der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist nicht der, als der er sich ausgibt. Es ist nicht ihr Ehemann. Es ist ein Fremder – und er droht Sarah: Wenn sie ihn jetzt bloßstelle, werde sie alles verlieren: ihren Mann, ihr Kind, ihr ganzes scheinbar so perfektes Leben …“*

***

Sarah beginnt 7 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden des Ehemanns Philipp, ihr Leben zu ändern. Sie schneidet sich die Haare ab und beginnt eine Affäre mit einem Kollegen. Bereit für ein neues Leben! Doch dann kommt der Anruf: der Ehemann wurde gefunden und ist auf dem Weg nach Deutschland. Begleitet von Psychologen und Politikern macht Sarah sich auf den Weg zum Flughafen… und erkennt ihren Ehemann nicht. Oder ist er es gar nicht? Wer ist der Fremde, der aus dem Flieger steigt?

Einen zermürbenden Thriller hat die Autorin Melanie Raabe mit „Die Wahrheit“ geschaffen. Der Leser wird von den „Psychospielchen“ des Fremden gefangen genommen – denn dieser weigert sich, mit einem einfachen Beweis zu belegen, dass er es ist – Philipp Petersen, wohlhabender Geschäfts- und Ehemann.
Die Ängste und Hysterien der vermeintlichen Ehefrau Sarah reißen den Leser mit – bis hin zum eigenen Stress.

Melanie Raabe gelingt es auf subtile Weise, und mit einem klaren und schnörkellosen Schreibstil, die Psychologie des Menschen für diesen Thriller zu nutzen. Der Leser wird eingesogen in das Geschehen und leidet und bedroht gemeinsam mit den Protagonisten – wie es ein guter Thriller tun sollte.

Das Ende ist überraschend: können sich Menschen, die sich einmal nahe gestanden haben, so täuschen?

Fräulein Briest vergibt für dieses große Buch gerne 5 Sterne.

raabe3Zur Autorin:
Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren. Ihr Thriller „Die Falle“ war international eines der heißumkämpftesten Bücher der letzten Jahre. Der Roman wurde bislang in 21 Länder verkauft. TriStar Pictures sicherte sich die Filmrechte. Melanie Raabe lebt und schreibt in Köln. „Die Wahrheit“ ist ihr zweiter Roman.

„Die Wahrheit“ von Melanie Raabe
erschienen bei btb
€ 16,00 [D]
inkl. MwSt.
€ 16,50 [A] | CHF 21,50*
Paperback, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-442-75492-2
Erschienen: 29.08.2016

*Angabe des Verlags btb

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Rezension vom 04.10.2016: „Die Tage, die ich Dir verspreche“
von Liliy Oliver – 3 Sterne – erschienen bei Droemer-Knaur

Wäre die Thematik nicht so wichtig, würde ich das Buch in der Rubrik „Kaffeelektüre“ ablegen.

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„Mein Arzt sagt, die Familien des Spenders sind froh, helfen zu können. Wie können Sie froh sein? Jemand, den sie lieben, ist tot.“

Gwen ist 19 Jahre alt und herzkrank. Nach langer Zeit des Wartens, Hoffens und Angsthabens findet sich tatsächlich ein Spenderherz für sie. Gwen hat es geschafft.
Oder doch nicht?
Jeder erwartet, dass sie nun, nachdem sie die Operation, die lange Nachbehandlung und die Reha hinter sich gelassen hat, gesund, munter und fröhlich durch’s Leben geht. Jeder, Familie, Freunde und Umfeld erwarten, dass es ihr nun gut geht. So ist es aber nicht.
Gwen ist verzweifelt. Sie wird von Albträumen geplagt, von Schuldgefühlen dem Spender und dessen Familie gegenüber erdrückt, kann die vermeintlichen Erwartungen nicht erfüllen und ist so verzweifelt, dass sie Hilfe in einem Forum für Herzkranke sucht und einen Post verfasst: „Herz zu verschenken“.
Der Administrator Noah, selber Student, Sohn einer Herzchirurgin, und ebenfalls durch das Leben schwimmend, ohne Ziele, löscht Gwens Post und auch Ihren Zugang, da er denkt, es handelt sich um einen Fake. Doch Gwen lässt sich dies nicht gefallen und fährt kurzerhand über Nacht nach München zu Noah.
Noah stellt erschrocken fest, dass Gwen es ernst meint und ihr Herz weitergeben möchte, da sie das Leben nicht als lebenswert empfindet. Um sie von dem Gegenteil zu überzeugen, lässt er sie bei sich wohnen und lügt sie an: „Ich möchte Dein Herz für mich selber.“
Noah und Gwen verbringen eine schöne Zeit miteinander, obwohl Gwen sich immer noch das Leben nehmen möchte.
Und natürlich verschenkt sie Ihr Herz. Aber ob dies so geschieht, wie ursprünglich geplant…?

Alana Falk
Fotografin: Alana Falk

Die Autorin, Lily Oliver, wurde 1980 in München geboren, wo sie heute noch mit ihrem mann lebt. Sie greift in ihrem Roman ein Thema auf, das immer aktuell ist. Organspende, Transplantationen, Krankheit. Doch wie sieht es mit den Menschen aus, die tatsächlich Organe empfangen und das Leben weiterleben können? Sind sie tatsächlich alle nur dankbar, fröhlich und gesund und munter?
„Die Tage, die ich Dir verspreche“ ist ein Roman über das Leben nach dem „Happy End“.

Die Protagonistin Gwen ist Teenager und hat jetzt, wo sie ein Spenderorgan bekommen hat, das Leben noch vor sich. Vermutlich nicht ein so langes, wie man als gesunder Mensch erwartet. Dennoch kann sie dieses Geschenk nicht annehmen und hängt in tiefen Depressionen fest, aufgefressen von Ängsten, Schuldgefühlen und Unsicherheiten.
Leider ist sie der Meinung, mit niemandem darüber reden zu können, und versucht alles mit sich selbst zu klären. Panikattacken bestimmen Ihr Leben ebenso wie die Versuche, sich nichts anmerken zu lassen. Dabei sieht sie das Offensichtliche nicht, was Noah betrifft. Gwen ist ein verzweifelter und – leider- stummer Charakter.
Ebenso Noah. Auch er ist verzweifelt, weiß er doch nicht, wohin ihn sein Leben führen soll. Genau wie Gwen trägt er Ängste mit sich herum und auch ihn prägt das Stummsein und das mit niemanden Reden wollen und können.
Natürlich entsteht ein Geplänkel zwischen beiden und des Leser wird Beobachter einer Liebesgeschichte, die es besser nicht geben sollte. Denn schließlich möchte Gwen ihr Herz an Noah, der ja angeblich auch herzkrank ist, abgeben.

Ich bin mir bis jetzt nicht sicher, in welche Kategorie ich den Roman einsortieren soll und mit welcher Absicht Lily Oliver das Buch geschrieben hat.
Natürlich um auf die Geschichte hinter der Geschichte aufmerksam zu machen. Inspiriert wurde sie übrigens von einer Doku, die von einer Nierentransplantation handelte und in der der Empfänger drei Tage post OP fröhlich durch die Welt hüpfend dargestellt wurde.
Aus meiner Sicht ist „Die Tage, die ich Dir verspreche“ eher ein Jugendbuch, das versucht ein wichtiges Thema zu transportieren.

Mich als erwachsener Leser konnte der Roman nur schwer mitreißen. Obwohl ich Jugendbücher liebe!

Die Sprachlosigkeit der Hauptfiguren, die Liebesgeschichte, die aus meiner Sicht das wichtige Thema ab einer bestimmten Stelle überdeckt, und die Vorhersehbarkeit haben mich an manchen Stellen einfach genervt und mich wütend gemacht.
Wäre die Thematik nicht so wichtig, würde ich das Buch in der Rubrik „Kaffeelektüre“ ablegen. Daher gibt Fräulein Briest nur 3 von 5 Sterne für dieses Buch, das ein sehr hübsches Cover hat.

Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde gewonnen, für die ich mich beworben hatte. Denn die Thematik ist tatsächlich selten und so wichtig. Leider konnten mich weder Charaktere noch Story überzeugen.

„Die Tage, die ich Dir verspreche“ von Lily Oliver
Verlag: Droemer-Knaur
Klappenbroschur, Knaur TB
01.09.2016, 368 S.
ISBN: 978-3-426-51676-8

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Rezension vom 12.09.2016: „Irgendwo im Glück“
von Anna McPartlin – 5 Sterne – erschienen bei rororo

Anna McPartlin hat mir einen wunderbaren Sonntag geschenkt

irgendwo

„Dublin, 1995: Maisie Bean ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Ihr erstes Date vor siebzehn Jahren endete so schlimm, dass es ihr für den Rest des Lebens den Appetit auf Pommes verdarb. Die Ehe, die folgte, war die Hölle für Maisie, doch sie gab ihr zwei wundervolle Kinder: den sensiblen, humorvollen Jeremy und die starrsinnige, schlaue Valerie. Mit Hilfe der beiden schafft es Maisie sogar, ihre demente Mutter zu Hause zu pflegen. Alle packen mit an. Als Maisie denkt, ihr Leben läuft endlich rund, geschieht das Unfassbare: Jeremy verschwindet eines Tages spurlos. Sie steht einem neuen Kampf gegenüber, dem Kampf ihres Lebens – für die Wahrheit über Jeremy, gegen Vorurteile und Ablehnung. Doch Aufgeben kommt für Maisie niemals in Frage.“*

Die Autorin Anna McPartlin weiß es, den Leser durch die seichten Gewässer der schweren, und brutalen Thematiken zu lenken, deren „Opfer“ sie gerne in Ihren Romanen eine Stimme verleiht.
Mit leisen Tönen beschreibt sie hier Häusliche Gewalt, die das Leben der  Protagonistin Maisie Bean viele Jahre bestimmte. Sie schafft es, trotz der Härte und teils grausamen Schilderungen, Ruhe in die Seiten zu bringen, ehe sie das eigentliche Hauptthema anfangs nur dann und wann, ganz seicht durch die Oberfläche schimmern lässt, bevor es gegen Ende des Romans erst vollständig sichtbar wird.

Anna McPartlin hat es auch mit diesem wunderbaren Buch geschafft, mehrere kontroverse Themen aufzugreifen und geschickt zu verknüpfen: Homosexualität und Häusliche Gewalt gelten und galten nicht immer und besonders nicht überall als gesellschaftsfähig. Um dies zu unterstreichen und dennoch in unsere heutige Zeit und das heutige Leben in Europa zu transportieren, wählte sie das katholische Irland in den 90er Jahren.

Anfangs fesselte mich das Buch nicht sonderlich. Vielleicht war mir der Prolog nicht schlüssig genug und ich wusste nicht, worauf die Autorin hinaus wollte. Dies änderte sich aber zu Glück relativ schnell und ich konnte den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Ich musste wissen, wie es mit Maise, Fred und insbesondere Jeremy weiter geht.
Zum Glück durfte ich das gestern noch herausfinden:

ich rollte mich mit dem Buch zusammen und war dann „Irgendwo im Glück“ ❤

Standing Ovations für Anna McPartlin, Maisie Bean und Fred Brennan! 

Zur Autorin:

af_mcpartlin-anna_001.jpg„Anna McPartlin wurde 1972 in Dublin geboren und verbrachte dort ihre frühe Kindheit. Wegen einer Krankheit in ihrer engsten Familie zog sie als Teenager nach Kerry, wo Onkel und Tante sie als Pflegekind aufnahmen. Nach der Schule studierte Anna ziemlich unwillig Marketing. Nebenbei stand sie auch als Comedienne auf der Bühne, doch ihre wahre Liebe galt dem Schreiben, das sie bald zum Beruf machte. Bei der künstlerischen Arbeit lernte sie ihren späteren Ehemann Donal kennen. Die beiden leben heute zusammen mit ihren drei Hunden und zwei Katzen in Dublin.“ **

*Verlagsangaben

**Angaben und Foto von rowohlt

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Rezension vom 29.08.2016: „Die relative Unberechenbarkeit des Glücks“
von Antonia Hayes – 5 Sterne – erschienen bei blanvalet

Physik bestimmt dieses grandiose Buch, das eigentlich eine ganz andere Botschaft hat!

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Ethan ist 12 Jahre alt und ein Freak, wie ihn seine Mitschüler nennen.
Er ist hochbegabt, was den Bereich der Physik betrifft und auch sonst ein sehr cleverer Kerl. Er weiß so ziemlich alles über das Universum, das Sonnensystem, die Relativitätstheorie von Einstein und Quantenphysik. Allein mit seiner Mutter Claire, eine ehemalige Primaballerina, und seinem Kaninchen Quark, lebt er in Sydney.
Ethan macht sich über alles in Form von Protonen und Neutronen, Photonen, etc. Gedanken. Leider findet er niemanden, der mit ihm auf einer Wellenlänge schwimmt und ihm Antworten auf seine Fragen geben kann. Je älter er wird, umso mehr vermisst Ethan seinen Vater, von dem er rein gar nichts weiß. Denn Claire schweigt zu diesem Thema beharrlich.
Doch eines Tages, nämlich nach 12 Jahren, meldet sich Marc, der Vater und Exmann, bei Claire, die nichts von ihm wissen will. Dennoch nimmt Ethan heimlich Kontakt zu seinem Vater auf und holt damit die von Claire so gut verdrängte Vergangenheit hervor.

Denn Ethan erlitt mit 4 Monaten ein Schütteltrauma und schwerste Hirnverletzungen. Trotz aller Prognosen ist er – augenscheinlich – gesund und munter.
Marc, der Vater, der zu dem Zeitpunkt an seiner Doktorarbeit als theoretischer Physiker saß, wurde aufgrund von Indizien zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, woraufhin Claire den Kontakt abbrach.
Doch immer wieder stellt sie sich die Frage: hat Marc, die Liebe ihres Lebens, Ethan verletzt oder nicht, wie er behauptet? Auch die behandelnden Neurologen unterstützen diese Frage, denn es gibt ähnliche Hirnverletzungen bei Neugeborenen, auch ohne Gewalteinwirkungen.
Ethan entschließt sich, in die Vergangenheit zu reisen, um Beweise zu sichern, dass sein Vater, den er heiß und innig liebt und mit dem er endlich einen Gleichgesinnten gefunden hat, unschuldig ist… Einsteins Relativitätstheorie, die Marc sich als Gleichung für die kleine Familie auf den Arm tätowieren ließ, hilft ihm dabei:

E=mc2

Mich hat das Buch vom ersten Moment an fasziniert – obwohl ich von Physik keine Ahnung habe. Der Schreibstil der Autorin nimmt den Leser vom ersten Satz an mit in die Geschichte, die in Australien spielt.
Hayes schreibt mit einer bildreichen Sprache, die den Leser mit auf der Wiese liegen und den Sternenhimmel betrachten lässt, den Ethan gerade seiner Mutter erklärt.
Der Leser sieht plötzlich- wie Ethan- Physik: die Schwingungen aus den Lautsprechern strömen, die Wellen, die die Mutter umgeben und die Farbspektren, die vom behandelnden Arzt ausgehen. Auch die Emotionen und deren Schwankungen, die zwischen Claire und Marc immer wieder auftauchen, erlebt der Leser mit und lässt ihn genauso zweifeln wie Claire selber.
Im Laufe der Geschichte verdichten sich die physikalischen Beschreibungen und Thesen allerdings, wenn die Autorin nur noch von Gleichungen, Reaktionen und anderen Theorien schreibt, was als langatmig oder auch dramatisch empfunden werden kann.

Antonia Hayes muss selber ein Physik-Genie sein. Ob die Hypothesen, die physikalischen Gleichungen alle korrekt sind, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich gehe aber davon aus, dass sich ein Verlag diesen Fauxpas nicht erlaubt.

Trotz meiner Begeisterung muss ich auch einiges kritisieren.
Ethans Nöte und Bedürfnisse, keine Freunde zu haben, seinen Vater nicht zu kennen und niemanden zum Gedankenaustausch zu haben, sind sehr wichtig und zentral , treten aber aufgrund der physikalischen Überladung etwas in den Hintergrund. Auch, dass es Antonia Hayes bei dem Roman um Kindesmisshandlung geht und dieses eigentlich das Kernthema ist, geht etwas unter.
Erst im Nachwort, in dem es heißt, dass der Roman den Betroffenen gewidmet ist, wurde mir klar, auf was die Autorin eigentlich hinaus möchte: nämlich dem vernachlässigten Thema Kindesmisshandlung, explizit Schütteltraumata, einen Raum zu geben und die Aufmerksam hierauf zu lenken.

Antonia Hayes stellt mit ihrem Debütroman ein Thema in den Mittelpunkt, das keine sonderliche Aufmerksamkeit der Medien genießt und auch keine große Lobby hat: Schütteltraumata, die eine Folge von Kindesmisshandlungen von Neugeborenen ist.
Dennoch ist dieser Roman keine Belehrung und auch kein mahnender Zeigefinger.
Denn Hayes verpackt dieses Thema in eine wunderschöne, tragische, dramatische Familiengeschichte.

Unbedingt lesen!
❤

Vielen Dank an blanvalet, dass ich dieses wunderbare Buch lesen durfte!

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
€ 19,99 
ISBN: 978-3-7645-0575-2
ET: 22.08.2016
erschienen bei blanvalet

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Rezension vom 19.08.2016: „Das verrückte Leben der Jessie Jefferson“
4 Sterne – erschienen bei YA! – Harper Collins

Ein nettes Jugendbuch, das man nicht lesen muss, man aber gut lesen kann

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„An Jessies 15. Geburtstag verunglückt ihre Mutter tödlich – ohne je verraten zu haben, wer ihr leiblicher Vater ist. Außer sich vor Trauer und Wut, entlockt Jessie ihrem Stiefvater das schockierende Geheimnis: Ihr Erzeuger ist der Mega-Rockstar Johnny Jefferson, der nichts von ihrer Existenz ahnt! Klar, dass Jessie ihren berühmten Dad unbedingt treffen will, doch der Besuch im sonnigen Kalifornien, wo Johnny mit seiner Familie lebt, verläuft zunächst holprig. Dank des heißen Nachwuchsmusikers Jack findet Jessie schließlich Gefallen an der Glitzerwelt von L.A. Aber kann sie in dieser Glamourwelt wirklich bestehen?“*

Dieses Buch war in einem Buchpaket, das ich netterweise von Harper Collins bekommen habe.  Die Inhaltsangabe schreckte mich zuerst etwas ab.
Ich kann es nicht leiden, wenn diese ewige Floskel (in sämtlichen Variationen) auf Büchern, über die ein Verlag eigentlich nichts sagen kann, auftaucht:
„Aber kann sie in dieser Glamourwelt wirklich bestehen?“
Das ist mir zu abgedroschen und eigentlich ein „Weglegeaspekt“ für meine Bücherauswahl.
Aber da ich im Urlaub war und viel Zeit hatte, dachte ich, dass ich dieses Jugendbuch, das unter der YA! – Linie (Young Adult) von Harper Collins erschienen ist, ja eigentlich mal antesten könnte.
Und ich muss sagen: „Es hat Spaß gemacht, zu lesen!“
Natürlich ist es keine großartige Literatur, sondern eine unterhaltsame Story, die davon handelt, dass die 15-jährige Jessie – ausgerechnet an ihrem Geburtstag – ihre Mutter verliert, mit dem Stiefvater alleine zusammenleben muss und irgendwie ein bisschen auf die schiefe Bahn gerät. Sie geht nur noch auf Partys, raucht, trinkt und vernachlässigt dabei ihre alten treuen Wegbegleiter und die Schule sowieso – immer mit dem Unwissen im Hinterkopf, wer denn ihr tatsächlicher Vater sei.
Eines Tages nimmt ihr Stiefvater Stu sie an die Hand und eröffnet ihr, wer es tatsächlich ist – nämlich der große Rockstar Johnny Jefferson, der mittlerweile in LA mit Frau und Kindern lebt und nichts von Jessies Existenz weiß.
Stu nimmt Kontakt zu ihm auf und kurze Zeit später sitzt Jessie schon im Flieger von England nach LA, um ihren leiblichen Vater kennenzulernen.
Dann geht das Buch weiter, als würde man ein Magazin wie Instyle oder Gala lesen:
Jessie und ihr Vater vertragen sich, sind später sogar voneinander begeistert und ziehen in der Upperclass von LA von Party zu Party, wo Jessie auch schnell Freunde findet – natürlich nur megabekannte und megareiche.
Doch irgendwann sind die Ferien zu Ende, und Jessie muss zurück nach England, denn die Schule beginnt wieder….
Und Harper Collins veröffentlicht am 5. Dezember Band 2: „Das wilde Leben der Jessie Jefferson“ …. solange können wir also selber phantasieren, was in Jessies Leben passieren wird.

paige.jpg„Die Autorin Paige Toon ist die Tochter eines Rennfahrers. Doch für ihre eigene Laufbahn schwebte ihr eher rasantes Schreiben als Fahren vor. Sie arbeitet als freie Journalistin – wenn sie nicht damit beschäftigt ist, einen weiteren internationalen Bestseller zu verfassen. Zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt sie in Cambridge.“*

Fräulein Briests Fazit:
Ein nettes Jugendbuch, das man nicht lesen muss – auch nicht als Jugendlicher – man aber gut lesen kann. Und das schnell und an einem Tag, wenn man die Zeit hat. Die Story ist etwas klischeehaft aufgezogen, aber wer weiß? Vielleicht geht es ja tatsächlich so in LAs Glitzerwelt zu?!

Fräulein Briest vergibt mal 4 Sterne.

❤

„Das verrückte Leben der Jessie Jefferson“ von Paige Toon
12,99 €
Erscheinungstag: 10.06.2016
Seitenanzahl: 304
ISBN: 9783959679725

*alle Angaben von Harper Collins

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Rezension vom 18.08.2016: „Pretty Baby“

4 Sterne – erschienen bei Harper Collins

Erst wenn die letzte Seite umgeblättert ist, kann der Leser versuchen, zu schlafen

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Heidi Wood führt in Chicago ein ganz normales Leben: sie ist verheiratet mit Chris, der in Finanzen macht und wegen Dienstreisen kaum zu Hause ist, und hat eine Tochter, Zoe, die es sich als Teenager zur Hauptaufgabe gemacht hat, ihre Mutter zu verletzen und sich ihr zu widersetzen.

Eines Tage auf dem Weg ins Büro, Heidi arbeitet in der Erwachsenenbildung, sieht sie an der U-Bahn-Station ein junges Mädchen, vom Regen durchnässt, mit zerrissener Kleidung, kaputten Schuhen und einem kleinen Baby auf dem Arm.

Heidis ausgeprägtes Helfersyndrom lässt sie das offensichtlich obdachlose Mädchen Willow ansprechen und mit zu sich nach Hause nehmen, was weder Ehemann Chris, noch Tochter Zoe besonders schmeckt. Und Willow bleibt – auf Wunsch Heidis.
Diese verändert sich zusehends. Sie geht nicht mehr ins Büro, vernachlässigt Tochter Zoe und sieht in Ehemann Chris plötzlich einen Gefahr.

Wer ist das unbekannte Mädchen, das so gar nichts von sich preisgibt?

Chris beginnt zu recherchieren. Doch ob er Heidi, die immer stärker in den Bann des Mädchens und des Babys gerät, noch helfen kann…?

Der Autorin Mary Kubica gelingt mit dem Thriller ein nervenzehrendes Stück Literatur.
Mit jeder Seite wird der Thriller tiefschichtiger, verwobener, psychologischer und auch verwirrender. Erst wenn die letzte Seite umgeblättert und das Buch geschlossen wird, kann der Leser versuchen zu schlafen.

Wie schon in ihrem Debüt  „Good Girl. Entführt“  gelingt es Mary Kubica den Leser vollkommen zu fesseln. Und auch hier gilt: Nichts ist, wie es scheint.

„Die New York Times-Bestsellerautorin Mary Kubica hat einen Bachelor of Arts an der Miami University in Oxford , Ohio, in Geschichte und Amerikanische Literatur . Sie lebt außerhalb von Chicago mit ihrem Mann und zwei Kindern und liebt es zu fotografieren, im Garten zu arbeiten und die Tiere im örtlichen Tierheim zu pflegen. „Pretty Baby“ ist ihr zweiter Roman nach ihrem erfolgreichen Debüt „Good Girl.Entführt“.“*

*Angaben von Harper Collins

„Pretty Baby“ von Mary Kubica
Erscheinungstag: 18.07.2016
Seitenanzahl: 304
ISBN: 9783959679701

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an HC !

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Kurzrezension vom 17.08.2016: „Black Rabbit Hall. Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.“

2 Sterne – erschienen bei blanvalet

„Es ist ruhig und idyllisch“ – mir leider zu ruhig

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„Amber Alton weiß, dass die Stunden auf Black Rabbit Hall, dem Sommersitz ihrer Familie, anders vergehen, ihren eigenen Takt haben. Es ist ruhig und idyllisch. Bis zu einem stürmischen Abend 1968. Vereint durch eine unfassbare Tragödie, müssen sich die vier Alton-Geschwister mehr denn je aufeinander verlassen. Doch schon bald wird diese Verbundenheit auf eine harte Probe gestellt.

Jahrzehnte später fahren Lorna Smith und ihr Verlobter Jon auf der Suche nach einem Ort für ihre Hochzeitsfeier durch die wilde Landschaft Cornwalls – und stoßen auf ein altes, leicht verfallenes, aber wunderschönes Haus. Ein Haus, das Lorna nach und nach seine schönsten Geschichten und traurigsten Momente verrät …“*

Die Hamburger Morgenpost schrieb zu diesem Roman im März 2016: „Ein beeindruckender Debütroman, voller Atmosphäre, Tragik und mitreißender Handlungsstränge.“

Leider habe ich das überhaupt nicht so empfunden. Mich konnte der Roman so gar nicht mitreißen und auch nicht beeindrucken. Stundenlange Autofahrten (so beginnt das Buch etwa die ersten 80 Seiten) durch Cornwall- was ich liebe(!) – haben dann doch meinen Leseeifer etwas gedämpft – so sehr, dass ich das Buch weggelegt habe. Bis heute konnte ich mich nicht aufraffen es noch ein Mal mit dem Lesen zu versuchen.

Dabei muss das Buch gut sein. Es soll ein Gesellschaftsroman sein. Und er spielt in Cornwall. Und es gibt ein Geheimnis. Und eine Tragödie. Mit Sicherheit ist da auch irgendwo noch eine Liebesgeschichte versteckt – bis zu ihr konnte ich mich leider nicht vorarbeiten.

Ich hoffe, dass ich mich eines Tages aufraffen und dem Ganzen noch eine Chance geben kann!

Die Autorin Eve Chase ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Oxfordshire. Schon immer wollte sie über Familien schreiben – solche, die fast untergehen aber irgendwie doch überleben – und über große, alte Häuser, in denen Familiengeheimnisse und nicht erzählte Geschichten in den bröckelnden Steinmauern weiterleben.

Vielen Dank an blanvalet für das Zurverfügungstellen des Buches!

❤

*Klappentext des Verlages

Hier geht es zur Leseprobe!

Black Rabbit Hall
erschienen bei blanvalet
€ 19,99 [D]
Gebundenes Buch, Pappband mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-7645-0560-8

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Rezension vom 11.08.2016:“ Zwei Sekunden“

5 Sterne – erschienen bei carl’s books

DER Politthriller des Jahres!

Zwei Sekunden von Christian v Ditfurth

„Terroranschlag beim Staatsbesuch in Berlin. Nur um zwei Sekunden verpasst die Bombe die deutsche Bundeskanzlerin und den russischen Präsidenten. Die Russen behaupten, dass tschetschenische Terroristen hinter dem Anschlag stecken – doch eine Bekennerbotschaft gibt es nicht. Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt und Berliner Polizei tappen im Dunkeln. Öffentlichkeit und Politik fordern Ergebnisse. Der Druck wächst. Widerwillig akzeptiert das BKA, dass Hauptkommissar Eugen de Bodt eigene Ermittlungen anstellt. Vor allem in höheren Polizeikreisen ist de Bodt unbeliebt bis verhasst. Doch will sich niemand nachsagen lassen, nicht alles unternommen zu haben. De Bodt und seine Mitarbeiter suchen verzweifelt eine Spur zu den Tätern. Aber erst, als er alle Gewissheiten in Frage stellt, bekommt de Bodt eine Idee, wer die Drahtzieher sein könnten. Doch um sie zu entlarven, muss er mehr einsetzen, als ihm lieb ist: das eigene Leben. Zwei Sekunden, Kommissar de Bodts zweiter Fall, ist ein sehr heutiger Thriller über Terror und Staatsräson.“(Angaben des Verlags)

Dieses gleich vorweg:
Aus meiner Sicht ist „Zwei Sekunden“ DER Politthriller des Jahres – mindestens in Deutschland. 

Christian von Ditfurth, Autor dieses hochbristanten und hochaktuellen Thrillers, trifft den Nerv der Zeit auf vielen Ebenen – sozial, emotional und politisch.

Ditfurth nutzt Themen, die wir täglich von den Medien präsentiert bekommen: Terrorismus, Flüchtlinge, Kriege zwischen großen Staaten, die den kleinen, sich unabhängig machenden, zeigen, wer das Sagen hat. Das Labyrinth der Verwicklungen der Geheimdienste der führenden Weltmächte, die auch über die Natur herrschen und die Klimakatastrophe für ihre eigenen Interessen und wirtschaftliche Vorteile nutzen wollen.

Und in dem Spiel der großen und Mächtigen finden wir den bodenständigen Hauptkommissar de Bodt wieder. Wegen seiner vollkommen untypischen aber erfolgreichen Ermittlungsmethoden spielt ihm die höchste Ebene der deutschen Regierung unabhängig des BKAs die Aufgabe zu, parallel zu ermitteln. Gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern geht de Bodt, ähnlich einem einsamen Wolf, seinen eigenen Weg, um die Attentäter zu finden.

ditfurthDer 1953 in Würzburg geborene Christian von Ditfurth, von Beruf wegen Historiker, lebt in Berlin und arbeitet als freier Autor. Er schafft es, den Leser von der ersten Zeile an,  in den Bann der hochspannenden und dichten, fast nebelartigen, Atmosphäre des Thrillers zu ziehen, dass es fast unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen.

Großartig!

Ein herzliches Dankeschön an carl’s books – für das Vorablesendürfen dieses tollen Buches! Das Buch ist bei dem Verlag hier zu finden.

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Rezension vom 29.06.2016: „Der Duft meiner Kindheit“
5 Sterne – erschienen bei rowohlt

Eine Kindheit in 63 Buketts

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Jeder kennt es:
plötzlich kommt ein Duft, ein bestimmter Geruch vorbei geflogen, setzt sich in die Nase und schon kommen Erinnerungen aus den hintersten Winkeln des Gehirns angeflogen, die man schon lange meinte, vergessen zu haben.

So geht es mir häufig. Plötzlich taucht der Duft des Waschpulvers meiner Großmutter auf, der, der Waffeln mit heißen Kirschen meiner Großtante, der Duft der Schmiere an den Händen meines Vaters, eine leichte Brise, die nach frisch gehobelter Späne, in der Tischlerei meines Urgroßvaters riecht.
Und schon bin ich wieder in meiner Kindheit, springe mit meinem Kaninchen durch unseren riesigen Garten und klaue die Stachelbeeren von den Sträuchern, die viel größer sind, als ich selber. Nostalgie macht sich breit.

Genau so ergeht es auch dem französischen Autor und Regisseur Philippe Claudel, Jahrgang  1962.
Jeder Sache, jedem Ort und jeder Pflanze ordnet er in seinem Buch „Der Duft meiner Kindheit“ eine Erinnerung, eine Geschichte zu.
Was verbindet er mit Knoblauch, mit dem Duft eines Hotelzimmers, dem von Lavendel und an was erinnert er sich plötzlich, wenn sich diese bestimmten  Aura, dieses bestimmte Aroma von einem Sommergewitter breit macht?

In 63 Kurzgeschichten zu 63 verschiedenen Buketts schreibt Claudel über das, was ihn noch heute mit seiner Kindheit verbindet.
Geschichten zu einem Schwimmbad, Fisch, Salbe, Gewitterregen, Akazie, Knoblauch und vieles mehr, reiht er aneinander zu einem großen Ganzen und nimmt den Leser mit auf eine Reise. Durch das Frankreich der 60er Jahre, durch eine unbekümmerte Kindheit.
So erzählt er, wie er neue, frische Akazienblüten sammelt, sie vorsichtig eingewickelt nach Hause zu seiner Mutter bringt, die schon mit einem auf bestimmte Art zubereiteten Teig, in dem die Blüten ausgebacken werden, auf ihn wartet.
„Mit glänzenden Augen beiße ich, ohne auf das Brennen der Lippen zu achten, in die knusprige Masse aus Blüten, Lachen und Wind. In diesem Moment dringt der ganze Frühling in meinen Mund.“

Er berichtet von dem Geruch von Gauloises, der ihn an den Pullover seines Onkels erinnert, an den Knoblauch, den die Großmutter großzügig in den Hasenbraten schmiss oder von dem Duft, der ihn an die ersten Küsse der dicken Frenzi erinnert.

Philippe Claudel schafft mit „Der Duft meiner Kindheit“ ein olfaktorisches Meisterwerk, das den Leser nicht nur an seinen duftigen Kindheitserinnerungen teilhaben lässt, sondern auch ein Werk, das den Leser animiert, Gerüche die eigenen Erinnerungen wecken zu lassen.

„Der Duft meiner Kindheit“ von Philippe Claudel
erschienen bei rowohlt
als Taschenbuch, Hardcover und eBook
192 Seiten

Ein Dankeschön an rowohlt für das Rezensionsexemplar.

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Rezension vom 21.06.2016: „Sommer in St. Ives“
5 Sterne – erschienen bei blanvalet

Ein herrliches Sommerbuch, das in keinem Reisegepäck fehlen sollte!
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Passend zum heutigen Sommeranfang stelle ich euch das Buch von Anne Sanders vor.

„Lola Lessing stehen turbulente Wochen bevor: Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern reist die junge Frau nach Cornwall, um ihrer Großmutter Elvira einen letzten Wunsch zu erfüllen. Denn Elvira möchte ihre Lieben noch einmal um sich haben, und zwar in dem charmanten Fischerdorf St. Ives, wo sie den glücklichsten Sommer ihres Lebens verbrachte. Niemand ahnt, dass Elvira hier einst ihre große Liebe gefunden hatte — und dass die ganze Familie kurz davor steht, in Elviras geheimnisvolle Vergangenheit einzutauchen und den überraschendsten Sommer ihres Lebens zu verbringen …“ )Inhaltsangabe des Verlags).

Lola Lessing, Mitte 20, eine verlorene Liebe und zwei abgebrochene Studiengänge im Gepäck, sitzt samt Geschwister und Eltern im Flieger nach London, um von dort aus weiter nach St Ives, Cornwall, zu reisen. 6 Wochen Sommerferien liegen dort vor Ihnen, weil sich die Großmutter das so gewünscht hat. Denn die ist schon vor Ort. Was sie genau dort tut oder warum Kinder und Enkelkinder anreisen sollen, weiß niemand so genau.
Die große Überraschung und der große Familienstreit tritt schon am zweiten Tag nach Ankunft ein, wenn Großmutter Elvira, eröffnet, ihre Jugendliebe Sam, ein bekannter Rockstar und hart auf die 80 zugehend, endlich heiraten zu wollen.

Vor dem Hintergrund dieser kleinen Geschichte, Jugendliebe wird nach vielen Jahrzehnten wieder gefunden und reanimiert, kommen die persönlichen Geschichten der einzelnen Familienmitglieder zu tage – ein Auszug:

Lola, die Protagonistin, hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Im Gegenteil.
Sie hat keine Ahnung, wo sie ihn suchen soll, hat sie doch erst vor kurzem den Freund verlassen, das Studium zum zweiten Mal abgebrochen – und es der Familie (noch) nicht mitgeteilt. Das Verhältnis zu Mutter und Schwester, die eine nicht gerade herzliche Aura verströmen und dabei immer überkorrekt sind, ist eher distanziert, zu Vater und Bruder, die beiden herzlichen Männer in der Familie, dagegen schon.
Erst als sie Chase, den Neffen von Sam, kennen lernt, kann sie das Leben wieder genießen.

Großmutter Elvira ist keine typische Großmutter, wie man sie sich vorstellt. Fehlt ihr doch Liebe und Herzlichkeit zum Versprühen. (Wird diese Buch jemals verfilmt, sollte Judie Dench diese Rolle übernehmen.)
Elvira deckt nach und nach ihre Lebensgeheimnisse auf und schockiert die Familie. Wurde der geliebt Großvater die ganzen Jahre der Ehe hintergangen?

Lolas Mutter, die sehr hart daher kommt, eröffnet der Familie vor diesem Hintergrund ebenfalls ein (gesundheitliches) Geheimnis – und lässt die Familie wieder enger zusammenwachsen. Und über all dem schwebt ein dickes rotes Herz.

Anne-SandersDie Autorin Anne Sanders ist ein großer Fan von Cornwall und beschloss bei einer ihrer Reisen, den nächsten Roman an dieser wunderbaren Küste spielen zu lassen. Eine hervorragende Entscheidung! Aber warum schafft diese pittoreske Landschaft es noch immer, obwohl man meint, Rosamunde Pilcher muss schon das Letzte aus ihr rausgeholt haben, einen wunderbaren Rahmen für Romane, die ans Herz gehen, zu bilden?!

Vermutlich ist es die allgegenwärtige Sehnsucht, die jeder Leser in sich trägt. Nach Sommer, nach Urlaub, nach Meer, nach Strand, und natürlich Liebe…
Anne Sanders hat auf jeden Fall ein Buch geschrieben, das ans Herz geht, obwohl eigentlich sehr schnell klar ist, wie alles ausgehen wird – zumindest nach den ersten Seiten. Dennoch möchte man weiterlesen und das alles genießen: das Cottage über dem Hafen von St. Ives, die Wanderwege, die Sonne, selbst den cornischen Sommerregen möchte man freiwillig ertragen, um Teil des Ganzen zu sein.
Und natürlich möchte man ganz, ganz dringend das unumwerfliche Happy End miterleben!!!

Ein herrliches Sommerbuch, das in keinem Reisegepäck fehlen sollte!
Und vielleicht plant man in diesem Zuge ja auch den nächsten „Sommer in St. Ives“.

Taschenbuch
ISBN: 978-3-7645-0546-2
€ 14,99 [D]
€ 15,50 [A] | CHF 20,50*
Erschienen bei blanvalet.


Kurzrezension vom 25.05.2016: „Bloß nicht weinen, Akbar!“
Ein 16jähriger Afghane berichtet von seiner Flucht nach Deutschland
5 Sterne – erschienen bei Hase und Igel

Ein Thema, das nicht nur in den Deutschunterricht, sondern in das Leben an sich gehört

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Akbar musste im Alter von 7 Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan fliehen, wobei seine Eltern und Geschwister spurlos verschwunden sind. Mit seiner Tante, seinem Onkel und den Cousins und Cousinen kam Akbar dank Schleppern im Iran an und baute sich dort ein neues Leben auf. Leider wurde der Fehler gemacht, dass Akbar nicht als leibliches Kind angegeben wurde, sondern als Neffe, denn die Hoffnung auf das Nachkommen der Eltern und Geschwister gab man nicht auf.
Dies hatte zur Folge, dass Akbar weder einen Pass erhielt, noch die Schule besuchen durfte.  Dies ging einige Jahre gut, bis er im Alter von 16 Jahren in eine Polizeikontrolle kam – ohne Pass. Er wurde vor die Wahl gestellt: entweder eine Strafe in absurder Höhe zu zahlen oder das Land zu verlassen. Aber wo sollte er hin? Zurück nach Afghanistan konnte er nicht, da ihn dort niemand erwartete, außer Gefängnis und Tod.
Also entschied er sich gemeinsam mit seiner Tante und seinem Onkel zur Flucht nach Europa.
Mit einer Schlepperbande schaffte er es nach Griechenland, von wo aus er auf eigen Faust und mit kaum Geld in der Tasche weiter nach Italien, Frankreich und letztendlich Deutschland durchschlug. Eigentlich war sein Ziel Skandinavien, doch die verschärften Grenzkontrollen zu Dänemark, bereiteten seiner Reise ein vorzeitiges Ende.

In Deutschland angekommen, lernte er Deutsch, ging zur Schule und machte sogar erst den Haupt-, dann den Realschulabschluss nach und fand sogar eine Lehrstelle – mit Unterstützung. Frauke Kässbohrer, die auch diese, Akbars Geschichte auf Wunsch des Jungen hin, aufschrieb und veröffentlichte, stand und steht ihm mit Rat und Tat zur Seite.
„Bloß nicht weinen, Akbar!“ ist die Geschichte eines jugendlichen Flüchtlings, der seine Geschichte aufgeschrieben sehen wollte, um seinen Mitmenschen zu zeigen, wo er herkommt, was er erlebt hat und warum er hier, in Deutschland, ist. Denn Akbar glaubt fest daran, dass seine Menschen ihn und andere Flüchtlinge besser verstehen, wenn sie ihre Geschichten kennen.

Frauke Kässbohrer unterrichtet Flüchtlinge in Deutsch und steht ihnen auch in anderen Lebenslagen beiseite. Sie schrieb nach Akbars Erzählungen rund 2 Jahre an diesem Büchlein, dass sich tatsächlich als Selbstläufer entwickelte bis schließlich der Verlag Hase und Igel darauf aufmerksam wurde und Autorin und Buch unter Vertrag nahm.

Mittlerweile wird dieses Buch als Literatur für den Deutschunterricht empfohlen, was ich nur unterstützen kann. Ich selber bin auf diese Geschichte gestoßen, da meine Tochter sie in der 6. Klasse liest und mir immer wieder begeistert davon erzählte – obwohl sie eigentlich „Nicht-Leserin aus Prinzip“ ist!

Akbars Geschichte ist spannend, aufregend, zum Mitzittern und Hoffen, wenn er von den einzelnen Stationen seiner Flucht erzählt. Davon wie er von einem Land in das nächste reist, ohne einem klaren Ziel vor Augen. Auf sich allein gestellt, mit 16 Jahren!

Sicherlich fehlt es teilweise an Tiefe in diesem 125seitigen Büchlein. So wird meines Erachtens vorausgesetzt, dass der Leser die politischen und geschichtlichen Hintergründe Afghanistans und auch des Irans kennt und daraus ableiten kann, warum die Menschen überhaupt von dort fliehen. Ich hoffe, dass jeder Leser weiß, was es heißen kann, in diesen beiden Ländern zu leben, bzw. dass die Lehrer, die dieses Buch mit ihren Klassen lesen, dies vermittel können.

Von mir bekommt „Bloß nicht weinen, Akbar!“ dennoch 5 von 5 Sternen ( in diesem Fall Herzchen) und eine ganz klare Leseempfehlung. Denn jeder sollte wissen, warum Menschen fliehen und Schutz suchen und was sie auf der Flucht erleben. Es geht hierbei um  Diskriminierung, Integration und Sozialisation – alles Themen, die nicht nur in den Deutschunterricht, sondern in das Leben an sich gehören.

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Frauke Kässbohrer und Akbar

Schulausgabe
125 Seiten
Taschenbuch
2. Auflage 5,95 € [D] 6,15 € [A]
Hase und Igel Verlag
ISBN  978-3-86760-180-1
Best.-Nr.: 180-1 sofort lieferbar
Für Lehrer gibt es auch Begleitmaterialien zu diesem Buch


Rezension vom 20.05.2016: „Glück und Glas“ von Lilli Beck
5 Sterne – erschienen bei blanvalet

Der Leser beginnt zu verstehen, wie das Damals zum Heute beigetragen hat

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„Am 7. Mai 1945 werden Marion und Hannelore in der Frauenklinik in der Münchner Maistraße geboren. Obwohl sie aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammen, wachsen sie wie Schwestern auf und sind unzertrennlich. Doch als Marion sich an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag verliebt, zerbricht ihre Freundschaft. Während der Kalte Krieg immer mehr eskaliert, die Studenten auf die Straße gehen und die ersten Kommunen entstehen, trennen sich ihre Wege endgültig. Die widerspenstige Marion wird Fotomodel, hat großen Erfolg im Beruf, aber kein Glück in der Liebe. Hannelore studiert Jura, um Anwältin zu werden, doch das Leben hat andere Pläne mit ihr. Jahrzehnte später, am 7. Mai 2015, wollen sie ihren siebzigsten Geburtstag zusammen feiern – doch kann die Zeit alle Wunden heilen?“*
*Quelle: blanvalet

Lore und Moon kommen in der Nacht, in der auch der 2. Weltkrieg endet, in einer Münchener Klinik auf die Welt. Elsa, Moons Mutter und Hilde, die Mutter von Hannelore, von allen nur Lore genannt, freunden sich an. Hilde, verheiratet mit dem großbürgerlichen Schuhfabrikanten Lemberg,  kümmert sich um Elsa, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und nach dem Krieg keine Bleibe hat, und nimmt sie bei sich als Haushälterin auf. Die Mädchen wachsen wie Schwestern auf  – bis Elsas rüder Ehemann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt und Lore aufs Gymnasium geht.

Von hier an entwickeln sich die Lebenswege der beiden sehr unterschiedlich:
Hannelore studiert Jura, verliebt sich in einen Kommilitonen, heiratet und bleibt lebenslang in der bürgerlichen Enge haften und versucht den sich selbst auferlegten Konventionen zu entsprechen.

Moon jedoch findet keine Linie in ihrem Leben. Sie bricht mit ihren Eltern und versucht sich als Frisörin, Hippie, als Model und später als Designerin. Doch niemals findet sie die wahre Liebe in ihrem Leben und bleibt auf der ewigen Suche.

Erst an ihrem 70. Geburtstag, den Lore und Moon gemeinsam feiern wollen, finden die Freundinnen nach Jahren wieder zueinander.

„Glück und Glas“ ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt. Einmal in der lektorischen Gegenwart, nämlich dem 70. Geburtstag der Frauen, und in der Vergangenheit, zu der die Autorin Lilli Beck aus den gegenwärtigen Kapiteln wunderbare Übergänge schreibt. So verfolgt der Leser die Lebensgeschichten der Protagonistinnen –  immer aus der Perspektive von Moon-  aus Sicht des allwissenden Erzählers.
Obwohl Lore und Moon die Hauptfiguren des Romans sind, steht Moon immer im Vordergrund – wie sie auch im wirklichen Leben stets die Aufmerksamkeit auf sich zieht und im Mittelpunkt des Geschehens steht.

Moon flattert durch die Geschichte und das Leben wie ein Nachtfalter. Sie fliegt immer dem Licht nach, kann es aber nie erreichen und erlebt dabei viele Höhen und Tiefen.
Lore wird als eher bieder beschrieben. Sie verfolgt den klassischen Weg des Hausmütterchens, das für Mann und Kind alles opfert – sogar ihren Traum als Anwältin zu arbeiten und versucht dabei immer mit einer sauberen Weste dazustehen.

Mit der Beschreibung der unterschiedlichen Lebensstile der beiden Frauen spiegelt Lilli Beck die Dualität der deutschen Gesellschaft in der Nachkriegsgeschichte wieder.
Die Biederkeit des deutschen Bürgertums einerseits im Kontrast zu denjenigen, die die Gegenkultur lebten, und sich den bestehenden gesellschaftlichen und politischen Normen und Werten verweigerten.

Lilli Beck schaffte es, mit ihrem Roman „Glück und Glas“ einen kleinen aber feinen Gesellschaftsroman zu schreiben.
Anhand der Freundschafts- und Lebensgeschichte von Lore und Moon lässt sie den Leser das Leben im Nachkriegsdeutschland miterleben. Der Leser wird entführt in längst vergessene und verdrängte historische Episoden Deutschlands und wird erinnert an die Lebensarten, die weitergeführt und neu erfunden wurden. Er beginnt zu verstehen, wie das Damals zum Heute beigetragen hat.

Lilli Becks Roman ist wirklich bezaubernd. Auf ganz wunderbare erzählerische Weise nimmt sie den Leser mit auf eine historische Reise –  auf dem Rücken von Lore und Moon. „Glück und Glas“ ist nicht nur ein Roman über Freundschaft, sondern auch über die deutsche Geschichte, Politik und Gesellschaft.

lilliÜber die Autorin*
Lilli Beck wurde 1950 in Weiden/Oberpfalz geboren und lebt seit vielen Jahren in München. Nach der Schulzeit begann sie eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau. 1968 zog sie nach München, wo sie von einer Modelagentin in der damaligen In-Disko Blow up entdeckt wurde. Das war der Beginn eines Lebens wie aus einem Hollywood-Film. Sie arbeitete zehn Jahre lang für Zeitschriften wie Brigitte, Burda-Moden und TWEN. Sie war Pirelli-Kühlerfigur und Covergirl auf der LP Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz von Marius Müller-Westernhagen. Glück und Glas ist sowohl eine romanhafte Autobiografie als auch der Roman einer ganzen Generation.
*Quelle: blanvalet


Kurzrezension vom 19.05.2016: „Böse Leute“ von Dora Heldt
5 Sterne – erschienen bei dtv premium

Ich will zurück nach Westerland!

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„Sylt wird von einer mysteriösen Einbruchsserie erschüttert: Nicht die millionenschweren Luxusvillen der Touristen werden überfallen, sondern die Häuser älterer, alleinstehender Frauen. Die Polizei ist ratlos. »Ungehörig« findet das der frisch verrentete Ex-Hauptkommissar Karl Sönnigsen und bietet sich an, den ehemaligen Kollegen unter die Arme zu greifen – was ihm prompt ein Hausverbot seines Nachfolgers ein- bringt. Gut, dann muss es eben anders gehen: Mit seinem Freund Onno, Chorschwester Inge und Strohwitwe Charlotte stellt Karl ein mit allen Wassern gewaschenes Ermittlerteam auf die Beine. Und schon bald verfolgt das findige Rentnerquartett eine erste heiße Spur …“
Quelle: dtv

Dora Heldt ist es wieder ein Mal gelungen, mit Ihrer wunderbaren norddeutschen Art eine herrlich leichte, lustige, teilweise spannende und wirklich süchtig machende Lektüre mit „Böse Leute“ zu schreiben.

Das Rentnerquartett  um Karl – ehemaliger Ex-Hauptkommissar von Sylt, Onno der älteste und beste Freund sowie die Chorschwestern Inge und Charlotte, sind in geheimer Mission unterwegs: sie müssen die Einbrüche auf Sylt aufklären. Denn Karls Nachfolger, Kommissar Runge, der von der Ostsee (!) stammt, ist hierzu nicht in der Lage.
Nebenbei gibt es auch noch zwei kleine Liebesgeschichten und ganz viel Urlaubsatmosphäre.

Trotz der Kriminalität auf Sylt bekommt man ganz schrecklich viel Lust auf Westerland, Strand, Reetdachhäuser und Fischrestaurants.

Wer keine anspruchsvolle, dafür aber sehr unterhaltsame Lektüre sucht, ist mit „Böse Leute“ bestens bedient. Und da Dora Heldt keinen Anspruch auf höchste Literatur legt, bekommt sie von mir 5 von 5 Sterne.

Ich hoffe, es folgt bald eine neue Sylt-Geschichte mit Karl, Onno, Inge und Charlotte!

Zur Autorin:
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, ist gelernte Buchhändlerin, seit 1992 als Verlagsvertreterin unterwegs und lebt heute in Hamburg. Mit ihren spritzig-unterhaltenden Romanen hat sie sämtliche Bestsellerlisten erobert, die Bücher werden regelmäßig verfilmt.
Quelle: dtv


Rezension vom 11.05.2016: „Unrivaled – Gewinnen ist alles“
3 Sterne – erschienen bei Harper Collins – YA!

Soll das moralisch sein?

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„Mach diesen Sommer einen der Unrivaled-Clubs zum Hotspot der Stars, und sichere dir die Chance auf einen unglaublichen Geldgewinn! Drei sehr unterschiedliche Jugendliche folgen der Aufforderung und hoffen auf die Erfüllung ihres größten Traums – aber sie ahnen nicht, wie hart das schimmernde Parkett wirklich ist, auf dem sie sich bewegen müssen.

Wie weit werden sie gehen, um zu gewinnen?“ – So heißt es bei Harper Collins, herausgebender Verlag.

Ira Redman, Inhaber der meisten, größten und angesagtesten Läden der Nachtszene in LA, den Unrivaled-Clubs, startet einen Wettbewerb. Diejenigen, die die wichtigsten Promis und die meisten Besucher in den jeweils zugeteilten Club durch Promotion bekommen, haben die Chance, letztendlich einen  riesigen Batzen Geld zu gewinnen. Dabei sind alle Mittel erlaubt.

Teilnehmer bei diesem Wettbewerb in Hollywood-Manier sind u.a. drei ganz unterschiedliche Charaktere:

Aster stammt aus einem der reichsten Haushalte LAs, ist absolut verwöhnt und nutzt jede Gelegenheit, um selber ein Starlet in Hollywood zu werden. Und das gegen den Willen ihrer Eltern mit arabischen Wurzeln. Denn die wünschen sich für die Tochter einen ganz anderen Lebensstil und ein anderes Lebensziel. Promoterin vom Night to Night.

Layla, Promi-Bloggerin und angehende Journalistin. Um ihren Traum wahr werden lassen und die Journalistenschule in NY besuchen zu können, benötigt sie dringend Geld. Mit dem Promoter-Job kann sie beides optimal verbinden – Promis und Geld. Promoterin vom Jewel.

Tommy, Landei und frisch in LA eingetroffen – mit dem Ziel ein berühmter Musiker zu werden. Gleichzeitig trägt er aber auch noch ein Geheimnis mit sich: er ist der Sohn von Clubbesitzer Ira, der davon aber nichts ahnt. Promoter vom Vesper.

Alle drei Protagonisten wollen „ihren“ Club nach vorne bringen und haben nur das Eine im Visier: die wichtigsten Promis in ihre Läden zu bekommen – egal auf welchem Weg und mit welchen Mitteln. Das größte Bestreben der drei Promoter ist es, die angesagteste Schauspielerin Hollywoods, Madison Brooks, in den Club zu bekomme. Und dafür gehen Sie bis zum Äußeren. Doch plötzlich ist Madison Brooks spurlos verschwunden und alle drei Promoter werden des Mordes verdächtigt.

Unrivaled – Gewinnen ist alles – wird am 10. Mai 2016 in mehreren Ländern gleichzeitig veröffentlicht. Der Verlag Harper Collins fährt eine riesige Werbekampagne, um das Buch schon vorab zu promoten. In Deutschland wurde ein eigener WhatsApp-Broadcast eingerichtet „Was geschah mit Madison Brooks?“ – www.madisonbrooks.de, über den die Nutzer dann und wann eine Nachricht (Auszüge aus dem Roman) erhalten.  Man erwartet also viel von dem Buch. Zu viel. Denn leider wird diese Erwartungshaltung nicht erfüllt.

Der Roman wendet sich in erster Linie – laut Harper Collins – an die Zielgruppe Young Adults. Ob diese sich angesprochen fühlt, bezweifle ich. Denn die Autorin trifft m.E. so gar keinen Nerv der Zeit und  auch nicht die Themen, von denen unsere Jugend lesen möchte.
Denn es geht nicht um Liebe, es handelt sich aber auch nicht um einen Thriller, der es aufgrund des Verschwindens von Madison Brooks und der Anklage der drei Protagonisten hätte sein können. Unrivaled lässt sich nicht einordnen. Ist das gut? Ich möchte es bezweifeln.

Der Grundtenor des Buches soll vielleicht ein moralischer sein. Wie weit geht die Jugend von heute, um an Geld und Ruhm zu gelangen? Werden Grenzen überschritten und eigene Wertvorstellungen über den Haufen geworfen? Falls es das sein soll, fehlt der Autorin leider die Tiefe in ihrem Geschriebenen. Alyson Noël  schreibt in einem netten Plauderton und in einer Manier, als wüsste sie selber nicht so genau, was sie von ihrer Story halten soll. Vielleicht beabsichtigt sie aber auch genau dies, um die Oberflächlichkeit der nach Anerkennung heischenden Gesellschaft Amerikas widerzuspiegeln.
Denn nicht nur das Geschriebene an sich ist oberflächlich, auch den Charakteren, den Protagonisten und selbst den Hollywood-Stars des Buches fehlt es an Tiefe,  Dichte und Leuchtkraft.

‚Anna Todd, Bestsellerautorin der After-Serie, schreibt in der New-York-Times:
Macht süchtig! Bei einem Wahnsinns-Cliffhanger und überall überraschenden Wendungen konnte ich nicht aufhören zu lesen.“

Richtig. Aufhören zu lesen konnte ich auch nicht. Immer in der Hoffnung, dass doch noch etwas wichtiges, tiefer gehendes und mich überzeugendes passieren würde, blätterte ich von Seite zu Seite und wurde enttäuscht. Selbst das Ende des Buches kam dann so plötzlich, dass man doch immer noch die Hoffnung hat, dass Teil 2 dieser Serie, die allerdings erst in einem Jahr erscheinen soll, doch noch etwas Größeres in sich birgt. Und mir den Grund gibt, warum ich diese Buch lesen sollte.

Mit viel Good-Will bekommt Unrivaled- Gewinnen ist alles von mir 3 von 5 Sternchen – denn das Cover holt wieder vieles raus. Was allerdings diese Erdbeere ausdrücken soll, weiß ich nicht. Kommen in dem Buch Erdbeeren vor? Falls ja, war auch deren Rolle so trivial, dass sie sich nicht in meine Erinnerungen heften konnten….


Rezension vom 09.05.2016: „Baba Dunjas letzte Liebe“
5 Sterne – erschienen bei Kiepenheuer & Witsch – KIWI-Verlag

Baba Dunja – man muss sie lieb haben

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Jahre nach dem Atomunglück im ukrainischen Tschernobyl kehrt Baba Dunja, ehemalige Krankenschwester und jenseits der 70, in ihre alte Heimat Tschernowo, dem Sperrgebiet, oder „dem Ende der Welt“ wie die Einheimischen sagen, zurück. Ihr folgen einige andere Altbewohner des Geisterdorfes und so lebt in dem atomar verseuchten Gebiet ein kleiner Haufen von Alten, Intellektuellen und schon Totgesagten.
Die Gemeinschaft führt ein Leben im Niemandsland. Holt sich Wasser aus dem Brunnen, baut Gemüse und Früchte im Garten an und lebt in Eintracht mit Vögeln, die hier lauter singen als sonstwo, mit Spinnen, die außergewöhnliche Netze weben und mit Forschern und Wissenschaftlern, die dann und wann in Schutzanzügen und mit Geigerzählern vorbeikommen, um Proben des verseuchten Gebiets zu sammeln.
Baba Dunja hat Tochter und Enkelin, die in Deutschland leben und natürlich nicht zu Besuch kommen. Ein steter Briefwechsel, zuletzt mit der Enkelin, motiviert sie zum Weitermachen.Und auch die anderen Dorfbewohner wie Maja, die alte Nachbarin oder der  fast hundertjährige Sidorow, zählen auf Baba Dunja und holen sich stets Rat und Fürsorge bei ihr.
Doch eines Tages taucht ein Fremder samt kleiner Tochter in dem Dörfchen auf und alles ändert sich. Die Gemeinschaft steht kurz vor dem Zusammenbruch und die Realität der „wahren Welt“ holt sie ein.

Die Autorin Alina Bronsky schreibt von Heimatverbundenheit, -gefühlen und
-treue. Die Geschichte nimmt einen von Anfang an mit, denn der erzählende Ton, der den Leser nur hier und da in die tatsächliche Gedankenwelt von Baba Dunja, der Protagonistin, hineinsehen  lässt, ist ganz leicht und sanft- trotz des schwierigen Themas.
Liest man dieses Buch, fühlt man sich eingeladen in eine Welt, die einem „Urlaub in Schweden“ vermittelt.  Nur dann, wenn von Forschern und Wissenschaftlern die Rede ist, die von allem, was ihnen unter kommt, Proben nehmen, um die tödliche Radioaktivität zu messen, spürt man, bzw. wird man an die Realität, die so gar nicht gesund ist, erinnert.

Alina Bronsky nimmt das Thema Tschernobyl und die Folgen für Mensch und Umwelt ernst, stellt dies aber nicht allzu offensichtlich in den Vordergrund. Der mahnende Zeigefinger bleibt aus. Sie erinnert und schreibt aus Sicht der Betroffenen und deren Leben „danach“ – nach der Katastrophe vom 27. April 1986.
Ihre Baba Dunja ist wie ein Fähnchen im Sturm. Sie lässt sich nichts diktieren, lebt nach ihrem eigenen Ermessen und auf ihre eigene Verantwortung und hat dabei aber immer einen Blick auf „ihre Mitbewohner“, vor die sie sich schützend stellt und gegen alle Widerstände antritt. Man muss sie lieb haben.

Zur Autorin*
Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, lebt seit Anfang der 90er-Jahre in Deutschland. Ihr Debütroman Scherbenpark wurde zum Bestseller, ist inzwischen beliebte Lektüre im Deutschunterricht und wurde fürs Kino verfilmt. Es folgten die Romane Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche und Nenn mich einfach Superheld. Die Rechte an Alina Bronskys Romanen wurden in 15 Länder verkauft. Sie lebt in Berlin.
*Quelle: Kiepenheuer&Witsch

„Baba Dunjas letzte Liebe“ ist ein wunderschönes Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte.


Rezension vom 13.04.2016: „Unterleuten“ von Juli Zeh
5 Sterne und mehr! – Genre: Gesellschaftsroman – erschienen bei Luchterhand

Ein grandioses Stück Literatur!

unterleutenIn Unterleuten, Brandenburg, etwa eine Stunde von Berlin entfernt, kann man das stressige Stadtleben hinter sich lassen, die Ruhe der Natur und des Landlebens genießen.
So denken Gerhard Fließ, der seiner Professur an der Universität den Rücken gekehrt hat und statt dessen in der Vogelschutzwarte der Region arbeitet, um die seltenen Kampfläufer zu schützen, seine Frau Jule nebst frischem Baby sowie Linda Franzen, die das Dorf als Basis ihrer zukünftigen Pferdezucht auswählt und deren Partner Frederik, der eigentlich die Großstadt Berlin liebt.

Die vier Zugezogenen tragen ihre großstädtische Arroganz zur Schau und stiefeln mit Selbstgerechtigkeit durch das Dorf, von dessen Vergangenheit und der der Bewohner sie nichts ahnen. So trügt die Idylle des gemütlichen Landlebens.

Bis eines Tage eine Investmentfirma auf einer Bürgerversammlung bekannt gibt, dass Ort und direkte Umgebung für den Bau von Windkraftanlagen durch Land und Regierung auserkoren wurden. Lediglich die Frage, auf wessen Grundbesitz das Ganze gebaut wird ist noch offen, und somit auch, wer zukünftig ein finanziell gesichertes Leben dank der Windkraft genießen darf.

Vorbei ist es mit der Ruhe in dem 250-Einwohner-Ort.
Die Bewohner gruppieren sich um die Alten Kron und Gombrowski, beides Anführer in der Dorfgemeinschaft und seit Jahrzehnten im Streit liegend. Symbole für die Gewinner und Verlierer der Wende. Sie tragen alte Verletzungen zur Schau, holen nie verjährende Streitigkeiten hervor, deren Narben gerade anfingen zu heilen und beginnen, sich gegenseitig zu vernichten.
Gleichzeitig verstricken sich die neu Hinzugezogenen in eigene und fremde Intrigen, um das Bauprojekt zu ihren eigenen Gunsten zu nutzen. Die Dorfgemeinschaft zerbricht gänzlich, als die Enkelin Krons verschwindet und Unschuldige fast zu Tode geprügelt werden.

Juli Zeh ist mit „Unterleuten“ ein grandioses Stück Literatur gelungen.
Ein Gesellschaftsroman, der Bilanz zieht. Mit klarem Blick auf die Konflikte in der deutsch-deutschen Gesellschaft schreibt die Autorin über die schmalen Grade auf den unterschiedlichen Lebensebenen. Sie beleuchtet die Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland, Stadt- und Landleben, jüngerer und älterer Generation, finanziell gesicherte und ungesicherte Existenzen.
Sie schreibt über die Gewinner und die Verlierer der deutschen Wiedervereinigung, der Umstrukturierung des politischen Systems in Ostdeutschland und die langfristigen Konsequenzen für die Einwohner der neuen Bundesländer. Sie zeigt auf, was den Menschen zu Habgier und Egozentrik verleiten und dabei eigene, auch moralische, Grenzen überschreiten lässt.

Juli Zeh spricht in einer glasklaren Sprache.
Keine Endlossätze, die den Leser in der Vielschichtigkeit der Geschichte verstricken. Dafür aussagekräftige Dialoge, Einblicke in die Vergangenheit der Protagonisten in kurzen inneren Monologen oder durch den allwissenden Erzähler.
Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen, ohne den Roman in einen Thriller zu verwandeln. Sie vermittelt alltägliche Geschehen, die jeden Tag, jeden Einzelnen unserer Gesellschaft widerfahren können und lässt dabei die Hauptfiguren politische und soziale Stellung beziehen und einen Platz in der Gesellschaft finden. Andere wiederum charakterisiert sie meinungslos und situationsentsprechend angepasst.

„Unterleuten“ ist ein Gesellschaftsroman, der der heutigen Zeit entspringt und entspricht. Juli Zeh wählte für ihren Roman essentielle, existentielle und unserer Zeit entsprechende Themen aus. Leicht hätte dieser Roman trocken und langweilig geraten können. Juli Zeh gelingt es aber, einen kraftvollen, energiereichen, wütenden und auch suchenden Roman zu schreiben, in dem sich der Leser schon nach wenigen Seiten verliert und in allen Gesellschafts- und Moralschichten wiederfinden kann.

Ich ziehe den Hut vor Juli Zeh!


Rezension vom 06.04.2016: „Drei mal wir“ von Laura Barnett

3 Sterne – Genre: Lebensroman – erschienen bei Kindler

Was macht der Hund auf dem Cover?
drei

Der Roman ist durch Zufall zu mir gekommen – ich habe ihn bei einer Leserunde auf LovelyBooks gewonnen. Der Verlag bewirbt den Roman hiermit: „Das erfolgreichste literarische Debüt des Jahres 2015 in England“.

Der Romaninhalt aus Sicht des Kindler-Verlags:
„Eva und Jim sind neunzehn und Studenten in Cambridge, als ihre Wege sich 1958 zum ersten Mal kreuzen. Eine Fahrradpanne führt die beiden zusammen. Was dann passiert, wird den Rest ihres Lebens bestimmen. Wir folgen drei unterschiedlichen Versionen ihrer Zukunft, zusammen und getrennt. Sehen Eva dabei zu, wie sie eine berühmte Schriftstellerin wird. Und Jim, wie er für die Kunst seinen Beruf als Anwalt hinter sich lässt. Wir sehen Partner kommen und gehen, reisen mit ihnen nach London, New York und Los Angeles. In all den Jahren nimmt ihre Liebe immer wieder ungeahnte Wege, von den ersten drei Treffen bis hin zum Finale: Drei Liebesgeschichten, ein Paar.“

Mein Inhalt
Wir lernen im Prolog „So fängt es an“ nicht Eva und Jim kennen, sondern deren Eltern. Die Entstehungsgeschichte der beiden Protagonisten auf jeweils einer Buchseite.
Anschließend ist das Buch in Erste, Zweite und Dritte Version aufgebaut.
Im ersten Kapitel der jeweiligen Versionen lernen sich Eva und Jim aufgrund einer Fahrradpanne in Cambridge, wo beide studieren, kennen – jedoch jedes Mal auf unterschiedliche Art und Weise.

Die Versionen wechseln sich ab und beschreiben die verschiedenen Möglichkeiten, wie die Protagonisten mit dem Kennenlernen umgehen.

  •  Erste Version: die Liebe des Lebens steht vor einem und diese wird realisiert.
  •  Zweite Version: Die Liebe des Lebens steht vor einem, Frau geht aber aufgrund von Schwangerschaft zu dem Vater des Kindes zurück.
  • Dritte Version: Man lernt sich kennen, bedankt sich für die Hilfe und geht seinen ganz eigenen Weg.

Von hier aus verlaufen die Leben von Eva und Jim ganz unterschiedlich. Sie wird Autorin, Journalistin und sehr erfolgreich. Jim hängt sein Jurastudium an den Nagel und wird Künstler, wie sein Vater und wie es seine Leidenschaft ist. In den verschiedenen Romanversionen wird das Künstlerdasein unterschiedlich beschrieben. Mal erfolgreich, mal so làlà, mal geht es gar nicht und Jim muss als Lehrer arbeiten. Eva hingegen ist in allen Versionen erfolgreich.

Egal in welcher Geschichtenvariante man sich gerade aufhält, die Leben der beiden kreutzen sich immer wieder – mal früher, mal sehr viel später. Aber immer treffen sie wieder aufeinander und sind voneinander bezaubert und ahnen, dass sie eine wichtige Rolle in dem Leben des anderen spielen.

Mein Fazit

Das Hardcover an sich ist sehr schön geworden. Ein frühlingshaftes Grün dominiert, was einen  in gute Stimmung und Neugierde versetzt. Darauf zu sehen: ein Mann, eine Frau mit Hund, die aufeinander zugehen.
Die verschiedenen Romanversionen sind nicht nur textlich, sondern auch farbig gekennzeichnet: durchgängig vierfarbig, florale Vignetten und illustrierte Zwischentitel.
Jede Buchseite ist mit colorierten Ranken verziert – mit einer Farbe für je eine Version. So weiß man anhand dieser Details immer, wo man sich gerade als Leser befindet. Wunderbare Idee.

Die Geschichten – es sind ja drei in einem Buch mit denselben Protagonisten – sind ganz nett. Mehr leider aber auch nicht. Die Versionen plätschern so vor sich hin, und der Leser verfolgt die verschiedenen Lebenswege. Einen Höhepunkt findet leider keiner der drei Textvarianten.

Hinzu kam ein anderes Leseproblem:
Die Protagonisten bleiben immer die Selben, auch deren Eltern, die wir ja schon im großartig kurzgefassten und vollkommen ausreichenden Prolog kennenlernen. Leider wird das Ganze aber sehr verwirrend und undurchsichtig, als in den verschiedenen Versionen Kinder, Enkel und andere Partner auftauchen. Denn diese haben jeweils ganz unterschiedliche Namen. Sogar die gemeinsamen Kinder von Eva und Jim heißen in den Versionen unterschiedlich. Daher habe ich schon während ich Kapitel drei las überlegt, ob es nicht sinnvoller wäre, erst alle Texte zu Version Eins zu lesen, dann Version Zwei und abschließend Version Drei. Letztendlich habe ich mich aber dagegen entschieden, da ich hoffte, noch einen roten Faden und den Sinn des Ganzen zu finden. Was ich leider nicht tat.

Der Ansatz und die Idee zu dem Roman von Laura Barnett sind dennoch sehr gut. Denn endlich wagt sich eine Autorin etwas in einen Roman zusammenzufassen, was jeder Leser weiß, kennt  und schon ein Mal überdacht hat: Wie verliefe das Leben, wenn ich da und dort anders entschieden hätte.

Für die Grafik des Hardcovers gebe ich gerne 5 Sterne, für den Inhalt maximal 3.
Dennoch. Mein erster Gedanke nachdem ich das Buch zugeklappt habe war Folgender:

„Was macht der Hund auf dem Cover, wo doch auf den 496 Seiten gar keiner vorkommt?“


Rezension vom 14.03.2016: „Vielleicht mag ich Dich morgen“ vonMhairi McFarlan

1 Stern – Genre: Soll wohl ein Liebesroman sein (?) – erschienen bei Knaur

Vom dicken Entlein zum elfengleichen Schwan

mcfarlane_vielleicht_mag_ich_dich_morgenDieses Buch ist ein weiterer Roman der “Wir in drei Worten” -Autorin Mhairi McFarlan. Daher hab ich mich sehr gefreut, es lesen zu dürfen, denn “Wir in drei Worten” gehört zu der Lektüre, die ich gerne wiederhole.

Zum Inhalt:
Anna, eigentlich Aureliana, war während ihrer Schulzeit ein dickes, hässliches Mädchen, mit italienischen Wurzeln, das jeder verabscheute und aufs Gemeinste hänselte. Während des Schulabschlussballes geschah dann der unfassbare Eklat: Aurelianas Schulschwarm James schaffte es, sie während des Balls, vor der gesamten Schülerschaft bloß zustellen, was sie nie ganz verarbeitet und ein hässliches Trauma hinterlassen hat.

16 Jahre später:
Aureliana nennt sich nur noch Anna, wiegt geschätzte 100 kg weniger, wird als schöner Schwan gehandelt, außer von ihr selbst, und arbeitet als Historikerin an einer Uni und plant gemeinsam mit dem British Museum eine Ausstellung.
Eines Tages trifft eine Einladung zu einem Klassentreffen ein, zu dem sie sich tatsächlich aufrafft zu gehen, um sich ihren Ängsten zu stellen. Und trifft auf wen? Auf James, dem sie nie verzeihen konnte. Doch das Unfassbare: Niemand erkennt Anna als das kleine dicke, hässliche Mädchen, das zum Gespött wurde, sondern für alle ist sie nur die geheimnisvolle Unbekannte. Dennoch entflieht Anna dem Treffen schnell.

Kurze Zeit später will es der Zufall und die geplante Ausstellung führt Anna und James, der gerade von seiner Frau verlassen wurde, beruflich zusammen. Nach anfänglicher  Sträubung stellt Anna fest, dass sie wohl oder übel mit James zusammen arbeiten muss und ist irgendwann sogar angenehm überrascht, was für ein netter Kerl er ist. Aber: Noch immer weiß er nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hat. Nämlich Aureliana aus der Schulzeit.

Weiter muss ich das Ganze gar nicht ausführen, das jeder weiß, womit es enden wird.

Mein Fazit:
Selten wurde ich von einem Buch, dass ich mir gewünscht habe zu lesen, sooo enttäuscht.
Die Autorin Mhairi McFarlan kann in keinster Weise an vorherige Romane anknüpfen.
Die Dialoge sind soo langweilig, die Handlung ist soooo langweilig und auch der Schreibstil ist in keinster Weise fesselnd und lässt den Leser wünschen, endlich weiterlesen zu dürfen. Ich hatte permanent den Eindruck, selbst der Autorin war langweilig und musste sich etwas aus den Fingern saugen, um z.B. eine Deadline einzuhalten. Wer weiß!?
Der einzige Lichtblick in dem Roman ist der Kater, der bei James lebt und den seine Frau vor deren Auszug anschaffte. Aber auch nur für Katzenfreunde.

Ich bin tatsächlich enttäuscht und traurig und auch etwas wütend darüber, dass ich dafür Geld ausgegeben habe, denn ich habe mir das Buch gekauft!

Daher vergebe ich nur einen einzigen Stern für das dicke Entlein 😦

Das sagte ich zu dem Buch nach den ersten Seiten:
Ich muss leider sagen, dass mir die Protagonistin Anna nach den ersten Seiten nicht wirklich sympathisch ist. Zu viel Selbstmitleid… ich hoffe, es wird besser!
Wurde es nicht 😦


Rezension vom 09.03.2016: „Krummbüchel und die Baustelle des Lebens“ von Ulrich List

5 Sternchen – Genre: Lyrik – erschienen bei editionfredebold

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Literatur, die unterhält. Was braucht der Leser mehr?

Ulrich List veröffentlichte einen Tag vor Heiligabend 2016 bei dem Verlag editionfredebold seinen Lyrikband „Krummbüchel und die Baustelle des Lebens“.

Lyrik? Man denkt an blumige Texte, Metaphern und Euphemismen. Möchte man das lesen, wenn man keine poetischen Neigungen hat? Ich eigentlich nicht – die Romantik ist bei mir etwas kurz gekommen. Dennoch landete der Gedichtband durch Zufall auf meinem Leseberg. Da ich Bücher dieser Art häufiger auch mal zwischendurch in die Hand nehme, habe ich recht schnell einen Blick hineingeworfen, denn man muss hier keine langen Geschichten und Romane lesen, von denen man sich evtl. nicht mehr loseisen kann.

Ulrich List, mittlerweile stolze 75 Jahre alt, dichtet schon lange. Aber erst seine Krebserkrankung ließ den Gärtnermeister sein Leben noch ein Mal überdenken und es vollständig ändern. So zog der Kölner nach Mallorca und begann dort ernsthaft sein Leben in Versform auf Papier zu bringen. Entstanden sind Gedichte über das Leben, sein Leben. Dennoch lässt List den Leser seine Lebenserfahrungen in erster Linie durch sein Alter-Ego Krummbüchel, den Bauarbeiter, mitverfolgen.

Nach Themen sortiert wird der Leser durch das Buch geführt: Liebe, Gesellschaft, Natur, Reise und kölsche Texte (denn List ist und bleibt Ur-Kölner).
„Krummbüchel stellt sich vor“ – ist die Überschrift der ersten Verse, in denen dem Leser erklärt wird, mit wem er es eigentlich zu tun hat.

„Ich bin ich“
Ich bin der, den Du in mir siehst
und ich bin der, vor dem Du fliehst.
[…]
Ich bin banal, mal mit tieferem Sinn.
Kurz gesagt: Ich bin der, der ich bin.

Der Leser wird auf eine Reise mitgenommen, in guten wie in schlechten Zeiten. „Haste ma‘ `nen Euro?“ spiegelt die besonders schlechten Zeiten wieder – im schönsten Berlinerisch, denn die mieseste Zeit seines Lebens erlebte Ulrich List dort.

Auch die Trennung von seiner Ehefrau hielt er lyrisch fest: in „Esoterik“ beschreibt er ihren „geistigen“ Wandel:
[…]
Zum Guru gibt’s, das spürt sie lange,
`nen karmischen Zusammenhang.
Kinder, Familie, sind ihr schnuppe,
sie geht jetzt in die Gurugruppe.

List kann aber auch poetisch sein und nachdenklich machen. In „Das Meer und die Liebe“ nimmt er Abstand von Humor und Zynismus und der Leser spürt die sensible Seite des Autors.

Für jemanden, der hochkarätige Lyrik zum Interpretieren und Analysieren sucht, ist mit „Krummbüchel und die Baustelle des Lebens“ sicher nicht richtig bedient.
Möchte man sich aber dennoch mit Lyrik beschäftigen, so ist man hier gut aufgehoben.
Denn List schreibt – ohne Selbstmitleid – in zynischer Art und in  sarkastischer Weise, in weicher und sensibler Form über das, was jeder Leser erlebt: über das wirkliche Leben.
Dennoch betrachtet Ulrich List alles, was ihm widerfahren ist, mit einem gesunden Abstand. So schafft er es, auch schlechte Erfahrungen in kabarettreifer Form und mit viel Humor festzuhalten, aber auch zu provozieren und den Leser nachdenklich zu stimmen.

Sicher ist „Krummbüchel und die Baustelle des Lebens“ ein etwas anderer Lyrikband, den man nicht der Gattung der hohen Literatur zuordnen kann.
Ulrich List schafft es dennoch, den Leser in den Bann zu ziehen, am Lesen zu halten und mindestens zum Schmunzeln zu bringen.
Literatur, die unterhält. Was braucht der Leser mehr?


Rezension vom 07.03.2016: „Wir in 3 Worten“ von Mhairi McFarlane

5 Sternchen – Genre: Belletristik, Roman, Liebesroman – erschienen bei KNAUR

Wir-in-drei-Worten

Zauberhaft – auch nach mehrmaligem Lesen

Ben und Rachel – Rachel und Ben.
Beide lernen sich am ersten Tag eines neuen Lebensabschnitts kennen – dem Studium an der Uni von Manchester, und werden die dicksten Freunde.

Drei Jahre lange nehmen sie am Leben des anderen Teil wie kein anderer. Rachel erlebt die verschiedenen Beziehungen zu den Traumfrauen der Uni von Ben mit und Ben leidet mit Rachel, wenn es in ihrer Dauerbeziehung zu Rhys, einem verschrobenen Möchtegernmusiker, mal wieder bergauf und bergab geht.
Einen Tag vor Ende des Studiums und dem Abschlussball läuft plötzlich alles aus dem Ruder. Rachel, von Ben nur liebevoll Ron genannt (diesen Insider verstehen nur die zwei), macht mit ihrem langjährigen Freund Rhys Schluss….

Bahn frei für diese wunderbare Lovestory – sie wissen es nur noch nicht –  denkt der Leser, doch dann kommt alles ganz anders. Ben und Rachel sehen und sprechen sich nach diesem Tag 10 Jahre nicht und laufen sich dann durch „geplantem Zufall“ in der Bibliothek von Manchester über den Weg.
Ben ist mit der „Upperclass von London“ verheiratet und Rachel hat sich gerade von Rhys, mit dem sie nach Bens Verschwinden wieder zusammen war, getrennt.
Wieder kein perfektes Timing. Beide versuchen dennoch sich anzufreunden, was natürlich, aufgrund von Eifersucht, Intrigen und anderen widrigen Umständen, daneben geht. Und Rachel, die immer noch nach der Liebe des Lebens sucht, muss mit ansehen, wie Ben sich zum zweiten Mal aus ihrem Leben verabschiedet…

Das Debüt der Autorin Mhairi McFarlane ist absolut gelungen. Leser, die Romane zur Unterhaltung lesen und nicht viel über ihre Lektüre nachdenken möchten, sind mit diesem Buch richtig bedient.

Wir in 3 Worten hatte ich schon einmal bei Erscheinen, im Oktober 2013, gelesen und bin jetzt durch Zufall erneut drüber gestolpert. Ich fand den Roman auf meinem eReader.
Komischerweise wusste ich fast nichts mehr über die Geschichte von Rachel und Ben, außer dass sie mir wahnsinnig gut gefallen hat.

Auch nach dem zweiten Lesen bin ich immer wieder verzückt, wie schön diese Geschichte doch ist. Ok, natürlich ist sie vorhersehbar, man denkt sich das Ende. Aber….

Für gemütliche Sofatage absolut empfehlenswert!

Originaltitel: You had me at Hello – what happens when th eone that got away comes back?


Rezension vom 25.02.2016: „Ein Sommer ohne uns“ von Sabine Both

5 Sternchen Genre: Belletristik, Jugendbuch, Liebesroman – erschienen bei LOEWE
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„Ein Sommer ohne uns“ von Sabine Both, ist am 15. Februar 2016 im Loewe-Verlag erschienen. Ein Jugendbuch!? Es geht um das Liebesleben zweier Teenager, die mitten im Abi stecken und bereits seit 5 Jahren ein Paar  sind. Für Familie, Freunde, für alle ist klar: die beiden gehören und bleiben zusammen – bis dass der Tod sie scheidet. Aber kann das gut gehen?

Tom und Verena kennen sich seit dem Kindergartenalter, seit Tom in das Haus nebenan gezogen ist. Die Kinder, Verena, ihr Zwillingsbruder Rollo und Tom, freunden sich an, ebenso die Eltern. Sie machen vieles gemeinsam, werden die dicksten Freunde. Doch am 13. Geburtstag der Zwillinge verändert sich etwas. Tom und Verena merken, dass sie verliebt sind und werden ein Paar – was schon immer alle wussten, dass es so kommen wird. Auch nach 5 Jahren Beziehung ist beiden klar, dass sie nach dem Abi zusammen ziehen, eine Familie gründen, Kinder bekommen werden– das volle Programm.

Doch plötzlich bekommen beide Zweifel: war das schon alles? Kann es richtig sein, mit nur einem einzigen Menschen jemals das Bett geteilt und Dinge erlebt zu haben? Tom und Verena wollen was Neues ausprobieren: eine Auszeit von der Treue nehmen, sich aber nicht fremdverlieben und dennoch ein Paar bleiben. Drei Monate lang– vom Abi bis zu dem Tag, an dem sie in eine gemeinsame Wohnung nach Marburg zum Studium ziehen.

Beide gehen feiern, lernen neue Leute kenne, die für kurze Zeit eine wichtige Rolle in dem Leben der zwei zu spielen scheinen. Verena trifft Jesse, einen Bandsänger, Tom trifft Isabell, die eigentlich Rollos Freundin ist, was sie aber nicht zu wissen scheint. Alles heimlich. Und ob das mit dem Nichtfremdverlieben gut geht?

Sabine Both schreibt ein Buch über Dinge, die beim Erwachsenwerden passieren. Das Leben ist schnell, man feiert, man trinkt, man will alles erleben, man fühlt sich unsterblich, nichts kann einem etwas anhaben und man will nichts und niemanden verpassen. Passt eine feste Beziehung da rein? Tom und Verena sind derartig miteinander verbandelt, dass sie meinen, sie können alles machen, ohne die Beziehung zu gefährden. Und dann lernen sie erstmals das wirkliche Leben kennen, mit all seinen Facetten: Liebe, Lust, Leidenschaft, Eifersucht, Verletzbarkeit.

Die Autorin schreibt in einem schnellen Tempo, das man nur ungerne unterbricht, in dem man das Buch aus der Hand legt. Die Kapitel sind kurz und wechseln aus der Perspektive von Tom und Verena. Ebenfalls kurz, aber keinesfalls abgehackt, sind die Sätze, die sie verwendet. Für den Leser angenehm: die Sprache. Sie ist zwar dem Alter der Protagonisten entsprechend, dennoch nicht „prollig“.  Erfreulich: sie sprechen und denken in vollständigen Sätzen– heutzutage einen Rarität- auch unter Gymnasiasten.

~ Mein Fazit ~

Ein wunderschönes Buch über die erste riesengroße Liebe! Ich denke, jeder Leser, egal, ob Teenager oder Erwachsener, erkennt einige Lebenssituationen wieder,  erinnert sich. Man erlebt das Abitur noch ein Mal, die Freiheit, die man nach Bestehen verspürt,  die erste Liebe, die erste Krise, die erste Frage: War das schon alles?
Der Leser leidet und freut sich mit Tom und Verena und spürt deren Lebensatmosphäre nach. Und versteht das Ende, was kein Ende ist, oder besser: sein soll.

Liebe Sabine Both, über eine Fortsetzung würde ich mich freuen. Danke für diese großartige Lebens- und Liebesgeschichte!


Rezension vom 22.02.2016:„Biss in alle Ewigkeit“ von Stephenie Meyer

5 Sternchen Genre: Fantasy – Liebesroman – erschienen bei CARLSEN
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Ich wusste sofort: diese Ausgabe, die Jubiläumsausgabe, muss ich haben! Schließlich bin ich ein großer Fan dieser Saga. Anlässlich des 10. Geburtstags wurde die Geschichte nämlich um- und neugeschrieben – aber eigentlich auch nicht. Aber dazu gleich mehr.
Der erste Band der Twilight-Saga, um den Vampir Edward Cullen und die Highschool-Schülerin Bella Swan,  erschien 2005 im Verlag Little, Brown and Company.

Um zu verstehen, warum alles neu und wiederum auch nicht ist, sollte man wissen, um was es in dieser 5teiligen Vampir-Saga geht – hier eine GANZ GROBE Zusammenfassung:

Menschenkind und Highschoolschülerin Bella Swan zieht aus Arizona, Phoenix, nach Forks zu dem Vater. Forks ist einer der Orte, an dem die Sonne am seltensten zu sehen ist und es permanent regnet. Am ersten Schultag lernt sie den geheimnisvollen Edward kennen. Schon bald merken beide, dass sie eine Liebe zueinander entwickeln, die wider die Vernunft ist. Denn Edward gehört einem „vegetarischen“ Vampirclan an, der zwar versucht Menschen als Nahrung zu vermeiden, aber…
Die Geschichte einer verbotenen Liebe, voller Romantik und Leidenschaft. Über 5 Bände zieht sich die Story zwischen den beiden hin, bis es endlich zu einem Ende kommt. Geschrieben ist alles, jede einzelne Seite, so romantisch und spannend, „dass dem Leser bei diesem wunderschön geschriebenen Buch eine Gänsehaut über den Rücken läuft.“

Und nun endlich geht die Liebesgeschichte, die noch schöner als Romeo und Julia ist, weiter, bzw. wiederholt sich. Nur in anderer Form.
Die Jubiläumsausgabe! Ein Wendebuch! Enthält „Biss zum Morgengrauen“ (allererster Band, vermutlich um noch ein Mal alles Revue passieren lassen zu können, wie damals alles begann) und NEU (!!!) „Biss in alle Ewigkeit“.

Was ist anders? Die Geschichte wird noch ein Mal erzählt. Die Handlung bliebt bestehen, lediglich die Personen ändern sich. Aber auch nicht ganz. Nur so weit: alles, was bisher weiblich war, wird männlich, alles was männlich war, wird weiblich. Also: Bella ist jetzt Beu (eigentlich Beaufort) und Edward heißt jetzt Edythe und ist das bezauberndste Wesen weit und breit.
Auch die Cullens wurden geschlechtlich verändert, die Personen an sich bleiben aber gleich. Schulfreunde wechselten ebenfalls das Geschlecht und sogar der Werwolf-Clan in La Pusch sind jetzt fast ausschließlich weiblich. Konsequenterweise hätten demnach aus die Eltern von Bella, äh, Beau,  die Rollen tauschen müssen, was aber ausblieb.
Die Autorin Stephenie Meyer übernimmt alle Konstrukte, Inhalte, Sätze und Wortlaute konsequent aus dem ersten Teil „Biss zum Morgengrauen“. Fantastisch und unglaublich, dass die Story dennoch funktioniert!

Folglich zieht Beau aus Phoenix nach Forks, trifft in der Highschool am ersten Schultag auf das Vampirmädchen Edythe und beide verlieben sich ineinander- natürlich ohne, dass Beau weiß, dass Edythe ein Vampir ist. Dies findet er erst im Lauf der Geschichte heraus.
Dennoch, trotz der ungünstigen Konstellation, verlieben sich beide unsterblich und werden ein Paar. Leider gibt es aber nicht nur so nette Vampire wie die Familie Cullen, zu deren Clan Edythe gehört. So treffen eines Tages fremde Vampire in Forks ein, die weder nett noch Vegetarier sind. Der Leitvampir sieht es auf Beau ab – als Mahlzeit, schließlich riecht er wahnsinnig gut.
Eine wilde Verfolgung beginnt, läuft genauso ab, wie in dem ursprünglichen Band und erst ab der Stelle, an der Beau von dem bösen Vampir gebissen wird, erfindet sich die Saga neu. Mehr möchte ich  nicht verraten….

Hört sich wirklich schrecklich kitschig an – ist es auch – und dennoch sowas von lesenswert!


Rezension vom 27.11.2015:„Das Licht der letzten Tage“ von Emily St. John Mandel
2 Sternchen
Genre: Fantasy – Science-Fiction erschienen bei Pieper

Das Licht der letzten Tage von Emily St. John Mandel- ein Roman über die Apokalypse, ausgelöst durch einen Virus, der für die, die sich angesteckt haben, tödlich ist – zu 98 %.

Das Buch beginnt mit einer Shakespear-Aufführung, während der der Hauptdarsteller auf der Bühne zusammenbricht und stirbt. Trotz Reanimationsmaßnahmen eines Mannes aus dem Publikum, stirbt Arthur, so der Name des Königs Lear. Auf der Bühne und in unmittelbarer Nähe des Sterbenden, ein 8jähriges Mädchen, Kirsten.
In der selben Nacht bricht der Virus aus, der die Menschheit und das System, das sie sich gebaut und in dem sie lebt,  nahezu auslöscht.

Der Leser fragt sich, warum wird dieses 8jährige Kind, der vermeintliche Lebensretter und besonders der tote Schauspieler so berücksichtigt, wo doch gerade die Menschheit ausstirbt?

Fortan wird in Zeitsprüngen erzählt – man schreibt das Jahr 20 nach Weltuntergang und die Überlebenden haben sich in verlassenen Gebäuden, Tankstellen, Hotels oder einem unbekannten Flughafen eingenistet und beginnen gerade die Besiedelung der Erde neu.
Parallel beschreibt die Autorin das Leben vor dem Ausbruch des Virus‘: wie lebte der auf der Bühne verstorbene Schauspieler, wie lebte derjenige, der versuchte ihm das Leben zu retten? Aber: warum wird von dem damals 8jährigen Mädchen Kirsten nur in der „neuen Zeit“ geschrieben – niemand erfährt, wie sie denn nun eigentlich überlebte und was sie erlebte.
Der Leser wartet, dass etwas passiert und fragt sich durchgehend: Wie verweben sich die Geschichten und wann? Und dann ist das Buch zu Ende.
Man wird enttäuscht. Sicher gibt es Verbindungspunkte der einzelnen Protagonisten, zum Teil in der neuen Zeit, zum Teil in der Vergangenheit. Man erwartet, dass die Überlebenden einen gemeinsamen Punkt erreichen, was sie aber nicht tun.
Ende offen – alles offen.Und auch enttäuschend.


Rezension vom 02.02.2016: „Ein ganz neues Leben“ von Jojo Moyes
4 Sternchen
Genre: Belletristik erschienen bei Wunderlich

„Kommt da noch was?“

Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes war ein sensationelles Buch. Nicht nur, dass es eine Liebesgeschichte ist, die man mit Romeo und Julia auf eine Stufe stellen möchte, sondern einfach, weil es Themen berührt, die kaum besprochen werden. Tabuthemen werden hier öffentlich gemacht: Liebesbeziehungen zwischen gehandicapten und nicht-gehandicapten Menschen sowie das Thema Sterbehilfe.
In dem zweiten Band, „Ein ganz neues Leben“ von Jojo Moyes, der ebenfalls bei rowohlt erschienen ist, geht es um das Leben „danach“. Wie fühlt es sich an, weiterleben zu müssen, nach dem Freitod eines geliebten Menschen?
Louisa Clark ist verstört. Trotz ihrer Liebe zu Will, hat er sich entschieden, das Leben nicht länger hinnehmen zu wollen.
Sie versprach ihm zu leben und bereiste nach seinem Freitod die Orte der Welt, die Will ihr hatte zeigen wollen. Und doch ist sie nirgendwo wirklich. Zurück in London, fällt sie betrunken vom Dach eines Hauses und lernt auf diesem Weg einen neuen Mann kennen.

Doch ob er eine neue Liebe sein kann und sein wird, ist jedem Leser lange ein Rätsel.
Mit „Ein ganz neues Leben“ kommt Jojo Moyes nicht an das vorhergehende Buch heran. Dennoch gebe ich ihrem Roman 4 Sterne, weil sie über das Leben nach keinem Happy End beschreibt. Und das ist schließlich eine Rarität.

Dennoch frage ich mich, ob die Autorin meint, mit diesem Buch alles gesagt zu haben oder ob es noch eine weitere Fortsetzung geben wird. Denn für mich ist das alles noch nicht beendet.


Rezension vom 28.11.2015: „Weihnachtszauber wider Wille“ von Sarah Morgan

3 Sternchen
Genre: Kitsch 😉 erschienen bei mirataschenbuch

So kitschig, wie ein amerikanischer Weihnachtsbaum
Man nehme ein Skiresort in Amerika, das kurz vor der Pleite steht, eine liebevolle Familie, die zusammenhält, einen Skirennfahrer, der seiner sportlichen Leidenschaft aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr folgen kann und eine beste Freundin dazu und schon hat man den Stoff, aus dem Leserinnenträume gemacht sind.

„Weihnachtszauber wider Willen“ ist ein schmalziger, gefühlsduseliger Roman, der für einen gemütlichen Wintertag auf dem Sofa genau das richtige ist. Literarisch sicherlich nicht wirklich ansprechend, und doch…

Ein Roman, bei dem man nicht viel nachdenken muss, außer auf den ersten 100 Seiten vielleicht – „wann passiert endlich was?“
Dann endlich kommt der Punkt, auf den der Leser wartet und das Buch nicht mehr weglegen möchte, um zu erfahren, wie die Liebesgeschichte – ist es eine? ist es keine? – ausgeht und ob sie ausgeht.

Sarah Morgan gelingt es, die Leser mit der Lovestory des Winters 2015 in den Bann zu ziehen, obwohl der Verlauf der Geschichte bekannt ist, ohne eine Seite gelesen zu haben.
Aber das ist vermutlich das, was man als Leser möchte: in einen amerikanischen Liebestraum versinken, der die Realität für mindestens einen Nachmittag im Lesesessel verdrängt.


Rezension vom 27.11.2015: „Sehnsucht bleibt“ von Purple Schulz

5 Sternchen
Genre: Autobiografie, erschienen bei editionfredebold

„Sehnsucht bleibt? Zum Glück!“
Purple Schulz schreibt ein Buch. Man fragt sich, warum der Musiker, der seinen eigenen großartigen Weg – unabhängig von Plattenlabels und Mainstream- gesucht und gefunden hat, eine Biografie veröffentlichen muss. Gehört dies zum guten Ton? Oder spielte ihm das Leben dieses Buch ungeahnt zu, von dem er selber glaubte, dass es nie passieren werde?
Purple Schulz, Musiker und Künstler aus tiefster Seele, berühmt für seinen Hit „Sehnsucht“ mit dem wohl bekanntesten Schrei: „Ich will raus!“, veröffentlicht seine Biografie „Sehnsucht bleibt“ bei editionfredebold. Das 252seitige Werk ist ein sehr persönliches Buch, das Erlebtes, geheime Gedanken, Träume, Hoffnungen und – natürlich – Sehnsüchte offenbart.
Der Verlag editionfredebold beschreibt die Biografie als „eine ganz persönliche Reise durch vier Jahrzehnte künstlerischen Schaffens und durch ein halbes Leben deutsch-deutscher Geschichte.“
Mein erster Gedanke: schön, dass Purple seine sicher interessante Geschichte aufgeschrieben hat, aber warum sollte ICH dieses Buch lesen wollen? Doch der Klappentext machte mich neugierig. Der Textauszug beschreibt Purples ersten Zusammenstoß mit Enttäuschung und Verletzung – im zarten Alter von 4 Jahren: „Nach und nach fügte ich mich in mein Schicksal und verliebte mich in Claudia, … … Wir waren immer die letzten, die abgeholt wurden und hatten viel Zeit füreinander. Eines Tages jedoch wartete ich vergeblich. Es wurde zehn nach fünf, viertel nach fünf, doch meine Mutter tauchte nicht auf. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich alleine auf den Heimweg zu machen. … … doch als ich Zuhause ankam, erlebte ich die bis dahin größte Enttäuschung meines Lebens.“ Natürlich wollte ich wissen, was denn passiert sei und besonders der lockere Erzählton sprach mich an.
Was soll ich sagen? Das Buch ist toll!
Purple Schulz nimmt einen tatsächlich mit auf eine Reise durch verschiedene Jahrzehnte in Deutschland. Mal melancholisch, mal harmonisch, mal historisch, sentimental, aber auch optimistisch, motiviert und humorvoll. Der Autor schafft es durch seine Tonart, den Leser mitzureißen und ihn seine eigene Reise erleben zu lassen. Schon lang Vergessenes bahnt sich beim Lesen einen Weg aus den Tiefen des Gedächtnisses an die wahrnehmbare Oberfläche und lässt die eigenen Sehnsüchte aus der Vergangenheit aufleben. Der Leser versteht, warum einer wie Purple, der scheinbar alles, wonach er sich gesehnt hat, Familie, Harmonie und das große Glück, das machen zu können, was er am meisten liebt, nämlich seine Musik, dennoch eine große Sehnsucht in sich trägt. SEHNSUCHT BLEIBT ist keine „normale“ Biografie sondern ein wundervolles Buch, das es schafft, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Man möchte das Buch nicht aus den Händen legen, nicht aus den eigenen Erinnerungen, Träumen und Sehnsüchten durch die Realität geweckt werden, bis es ausgelesen ist. Und wenn man die letzte Seite schließt, tut man dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Dankbar, Vergessenes neu erlebt zu haben und zu wissen, dass Sehnsüchte einen immer begleiten – überall.

Format: Gebundene Ausgabe


Rezension vom 05.11.2015: „Vom Leben am Rand der roten Scheibe“ von Kriemhild Frieda Marie Mader

5 Sternchen
Genre: Zeitgeschichte, Zeitzeugenroman, erschienen bei editionfredebold


„Ein historisches Dokument, das deutsche Geschichte zu lesen leicht fallen lässt“

Dieses Buch zu lesen und zu rezensieren kostete mich etwas Überwindung. Denn der Leser im Allgemeinen, neigt doch eher dazu, die rare Lesezeit, die ihm zur Verfügung steht, mit gemütlichen, lustigen, romantischen oder spannenden Augenblicken zu versehen.
Dennoch reizte mich dieses Buch – Roman – Zeitzeugenroman – Teilautobiographie – Sachbuch – wie auch immer, denn ich selber bin auch in diesem Randgebiet, um das es hier geht, groß geworden – nur auf der westlichen Seite des Zauns zur DDR, an dem wir als Kinder mit dem Rad langfahren und herüber winken durften.
Kriemhild Frieda Marie Mader, Autorin des Zeitzeugenromans „Vom Leben am Rand der roten Scheibe“, erschienen bei editionfredebold, weiß, wovon sie schreibt. Sie selber wuchs in eben dieser Sperrzone der ehemaligen DDR auf, also direkt neben dem Grenzzaun und unterhalb der Wachtürme, hinter einer Schranke zur übrigen DDR. Der Ort, an dem das Buch in erster Linie spielt. Es handelt von einem weitestgehend unbekannten Gebiet Ostdeutschlands, das es – zum Glück- seit 1989 nicht mehr gibt.
Die Protagonistin Ute und ihre Familie leben in dieser Sperrzone der DDR. Auf der einen Seite Stacheldrahtzaun zur Bundesrepublik, auf der anderen Seite ein Schlag¬baum, der die Bewohner des Grenzdorfs Schlags¬dorf noch ein Mal zu dem „Gefängnis DDR“ ab¬sondert. Innerhalb der großen Erzählung wird in kleinen Geschichten und Anekdoten vermittelt, was es heißt, unter größter Bewachung zu leben. Freunde und Familie dürfen nicht auf Besuch kommen – selbst zu Geburtstagen nicht, es sei denn, man hat Monate im Voraus einen Passierschein beantragt und auch genehmigt bekommen. Der Weg in die Schule, der jedes Mal durch Kontrollen führt, ist ein Spießrutenlauf. Hat man den Passierschein nicht dabei, darf man nirgendwohin. Den Sonnennuntergang fotografieren? Niemals – denn der findet im Westen statt.
Auch Geschichten, die zu DDR-Zeiten tatsächlich passierten und in der Presse veröffentlicht wurden, hat die Autorin geschickt in das Buch eingebunden. Zum Beispiel die von zwei kleinen Jungs, die „aus Versehen“ in den Westen gelangten und sich freuten, dass es dort Eis zu kaufen gab. Fast wäre es an dem fehlenden Westgeld gescheitert. Doch der Eisverkäufer hat ein Herz für die Ost-Jungs und zeigt sich spendabel. Auch die Herausforderungen der Nachwendezeit vernachlässigt die Autorin nicht und begleitet die Protagonistin und Familie auf ihren Wegen in ein neues, freies Leben, das doch so verwirrend und mangels Wegweiser sehr schwierig ist.
Der Leser taucht in die Welt der Grenzbewohner ein, und erlebt die ständige Angst vor dem DDR-Regime mit. Zu viele Nachbarn, Freunde, Familienangehörige verschwanden plötzlich oder ganze Familien und auch Dörfer wurden umgesiedelt – je nach Belieben der Regierung.
Kriemhild Frieda Marie Mader erzählt das teils Erlebte so, als säße man ihr gegenüber.

Dem Leser muss klar sein, dass es sich nicht um einfache Belletristik handelt, denn dann wird er enttäuscht. Geht er jedoch davon aus, dass es sich um einen Zeitzeugenroman handelt, also ein historisches Dokument in Romanform, so kann er viel Unglaubliches lesen und lernen und immer wieder erstaunt über das Tun und Handeln eines ehemaligen deutschen Staats sein. Er wird eben auch darum Unrechtsstaat genannt.
Vom Leben am Rand der roten Scheibe ist ein historisches Dokument, das Geschichte zu lesen leicht macht. Denn es werden keine trockenen historischen Fakten aneinandergereiht sondern zu einer schönen Geschichte verpackt. An den trockenen Ton der Autorin muss man sich gewöhnen – er lässt das schwere Thema nicht leichter werden. Aber gerade dadurch fühlt man sich unmittelbar in eine andere Welt und Zeit versetzt, die es so zum Glück nicht mehr gibt.


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